Am vergangenen Samstag feiert mit „Falstaff“ eine Oper in Kiel Premiere, die künstlerischen Anspruch mit sagenhafter Leichtigkeit vereint.
Giuseppe Verdi gehört zu den Namen aus der Welt der Musik, die jede:r kennt – und sei es nur wegen der beiden wohl populärsten Opern aus seiner Feder, „Aida“ und „Nabucco“. Zum absoluten Spätwerk des italienischen Meisters gehört „Falstaff“, das im Februar 1893, acht Jahre vor dem Tod seines Schöpfers, zur Uraufführung kam.
Für Falstaff nahm sich Verdi einmal mehr ein Werk Shakespeares zur Vorlage. Nach den direkten Adaptionen „Macbeth“ und „Otello“ folgte nun eine Oper, die vergleichsweise lose auf „Die lustigen Weiber von Windsor“ basiert und vor allem auch Szenen aus den ebenfalls von Shakespeare stammenden Werken „Heinrich IV.“ Teil 1 und Teil 2 einbezieht. So ist auch die Titelfigur, Sir John Falstaff (in Kiel verkörpert von Stefano Meo), Shakespeare-Fans bereits aus Heinrich IV. bekannt.
Falstaff ist ein alternder, inzwischen aus der Zeit – wir befinden uns im Windsor des 16. Jahrhunderts – gefallener Ritter, der gemeinsam mit den Dienern Bardolfo (Konrad Furian) und Pistola (Matteo Maria Ferretti) im Gasthof zum Hosenband abgestiegen ist und den zu Beginn der Oper finanziell der Schuh drückt. Sein Plan, um diesen Missstand zu beheben, ist es, gleich zwei Damen, Alice Ford (Agnieszka Hauzer) und Meg Page (Ks. Heike Wittlieb), zu verführen. Die Anbahnung unternimmt Falstaff mit zwei Briefen an Ford und Page – exakt identischen Wortlauts.
Die beiden Damen jedoch sind miteinander befreundet, lesen einander die schmeichelnden Briefe vor und sind empört darüber, dass Falstaff sich erstens überhaupt und dann auch noch an beide gleichzeitig heranmacht und sich dabei nicht einmal die Mühe macht, individuelle Briefe zu verfassen.
Gemeinsam mit ihrer Freundin Mrs. Quickly (Tatia Jibladze) und Alice Fords Tochter Nannetta (Xenia Cumento) schmieden die Damen ihrerseits einen Plan, um Falstaff eine Lehre zu erteilen. Das gelingt gleich doppelt und so löst sich zum Ende der Oper (fast) alles in Wohlgefallen auf: Alices und Megs Vorhaben funktioniert, ganz nebenbei wird Alices Gatte (Samuel Chan) noch von seiner Eifersucht kuriert und Nannetta muss nicht länger, wie von ihrem Vater vorgesehen, Dr. Cajus (Michael Müller-Kasztelan) heiraten, sondern darf mit Fenton (Francesco Lucii) zusammen sein.
Aus einem gesanglich einmal mehr herausragend gut bestellten Ensemble stachen Stefano Meo und Xenia Cumento besonders hervor, wobei ersterer zusätzlich auch noch mit seiner schauspielerischen Leistung zu glänzen vermochte.
Francesco Cilluffo leitete das Philharmonische Orchester meisterhaft durch einen Abend, der musikalisch manche Tücken bereithält, gerade in den chaotischen Szenen des Stücks.
Zu den Held:innen des Abends zählen darüber hinaus in jedem Fall Luise Kautz (Regie), Valentin Mattka (Bühne) sowie Julia Schnittger (Kostüme). Denn diese Falstaff-Inszenierung wird nicht zuletzt wegen der teils exzentrischen Kleidung, die die Handlung und Figuren perfekt in Szene setzt, und der großen Dynamik in Bühnenbild und allgemeinem Bühnengeschehen im Gedächtnis bleiben.
All das zusammen macht den Kieler „Falstaff“ übrigens auch zu einer guten Oper für Anfänger:innen. Die Musik ist unterhaltsam, die Story kurzweilig, die Figuren interessant – und wer genau aufpasst, kann eine ganze Reihe italienischer Schimpfwörter aufschnappen.
In diesem Jahr ist „Falstaff“ noch am 13. und 22. Dezember zu sehen. Es folgen insgesamt acht weitere Termine vom 6. Januar bis zum 21. März 2024. Tickets gibt’s wie immer unter theater-kiel.de, telefonisch unter 0431 – 901 901 oder an allen Vorverkaufsstellen des Theaters.