Am 20. Juni spielte Felix Jaehn auf der Hörnbühne. Der 23-Jährige, der wie der nette Junge von nebenan wirkt, ist innerhalb weniger Jahre zu einem Weltstar avanciert. Im Interview hat er uns von neuen Projekten und der Bedeutung seiner Heimat an der Ostsee erzählt
Spielst Du bei einem Aufritt wie bei der Kieler Woche ein anderes Set, weil auch andere Leute da sind als bei einem deiner eigenen Konzerte?
Felix Jaehn: Nein, ob bezahlt oder nicht, am Ende sind es doch die Fans, die zu den Konzerten kommen. Bei der Kieler Woche ist natürlich auch viel „Laufpublikum“ da, aber deswegen würde ich meinen Style nicht verändern. Die sollen mich ja so kennen-, und hoffentlich liebenlernen, wie ich bin. Ich habe aber schon ein paar Überraschungen dabei, weil am Freitag das Remix-Album zu meinem Album „I“ erscheint.
Worauf freust Du Dich gleich besonders?
Ich freue mich immer, neue Sachen zu spielen. An manchen Tracks arbeitet man wochen-, monate- oder sogar jahrelang und es ist immer ein ganz besonderer Moment, dies mit den Leuten zu teilen und hoffentlich in viele lächelnde Gesichter zu schauen. Außerdem habe ich viele Songs von anderen Künstlern dabei, die ich selber zum Feiern höre. Und es ist heute natürlich ein ganz besonderes Setting, mit Blick auf das Riesenrad und das Wasser im Hintergrund. Zum Sonnenuntergang gibt es bestimmt eine magische Stimmung!
Was ist Dein Ziel für heute?
Ich mache heute ein bisschen ruhiger, damit die Leute früher wieder gehen (lacht). Nein, natürlich will ich meine Fans und auch diejenigen, die noch keine Fans sind, immer begeistern. Ich bin total dankbar für meinen Erfolg und alles, was ich erleben darf und möchte deswegen auch immer 100% geben. Vor meinen Auftritten meditiere ich sogar kurz, damit ich von der ersten Sekunde an präsent bin und das Publikum sofort mitreißen kann.
Dein erstes Album erscheint erst nach drei Jahren Karriere. Sind Alben einfach nicht mehr zeitgemäß?
Es ist in der Tat aus marketing- und vertriebstechnischen Gründen nicht mehr zeitgemäß. Heute wird die meiste Musik gestreamt, und im Streaming hören nur wenige Hörer ein ganzes Album am Stück, sondern eher Playlists, die sie sich selbst zusammenstellen. Für mich selbst steht aber jetzt schon fest, dass ich auch ein zweites Album produzieren will, sechs Songs habe ich dafür bereits. Fest steht außerdem, dass ich an jedem Song mitschreiben möchte. Als DJ ist man sonst eher für die Instrumentalisierung zuständig, aber ich habe mich auch in den letzten Jahren als Songwriter sehr weiterentwickelt. Mit Magic und Aloe Blacc habe ich zum Beispiel bereits zusammen an neuen Songs geschrieben.
Mit wem würdest Du denn gerne (wieder) zusammenarbeiten?
Ich war tatsächlich endlich mit OMI im Studio, seine Plattenfirma kam wieder auf mich zu. Meine einzige Bedingung diesmal war aber, dass ich OMI mal treffen würde (lacht). Ansonsten war eine der spannendsten und lehrreichsten Kollaborationen auf jeden Fall die mit Herbert Grönemeyer. Mit ihm würde ich jederzeit wieder was machen, einfach weil er ein ganz toller Mensch und Künstler ist.
Was bedeutet es Dir, hier an der Ostsee in der Lübecker Bucht zu wohnen?
In erster Linie schöpfe ich hier Ruhe und Kraft. Es ist wie mein kleines Paradies, in das ich immer wieder zurückkehren kann. Wir haben ja Touren gespielt von Indien über Australien bis Südamerika. In den letzten drei Jahren war ich in 46 Ländern, bin in 38 davon aufgetreten. Da prasseln so viele Eindrücke auf mich ein, dass ich mich immer wieder darauf freue, nach Hause zu kommen. Ich wohne in einem sehr kleinen Dorf in der Nähe vom Strand und aus der Ruhe dort bekomme ich immer wieder neue Kraft, um in die Welt zu reisen.
Hast Du die Kieler Woche schonmal privat besucht?
Ja! Nach meinem Abi 2012 war ich mit ein paar Kumpels hier. Wir haben uns aber tatsächlich keinen Künstler angeschaut, sondern sind nur zum essen und rumlaufen gekommen. Und was die wenigsten wissen: Ich habe auch 2012 mal in der Pumpe aufgelegt, bei der Party-Reihe „Earporn“.
Viele DJs und Musiker haben psychische Probleme und gehen an dem Druck und Stress kaputt, Stichwort Avicii. Wie achtest Du auf Dich?
Ich denke, dass ich in der Hinsicht eh schon auf einem guten Weg bin. Ich nehme keine Drogen und trinke auf Tour nicht einmal Alkohol. Ich mache viel Sport und arbeite auch anderweitig an mir, ich habe zum Beispiel einen Mental Coach, der mich begleitet und mir Übungen mitgibt, wie ich meine innere Mitte finden kann. Trotzdem hat mich Aviciis Tod sehr getroffen, da er einer meiner Idole war. Auch wenn ich ihn nicht persönlich kannte, war es doch sehr nah an mir persönlich dran. Auf Instagram postet man nur die schönen Strände und die Shows, das ganze Drumherum kann einen manchmal ganz schön erdrücken.
Was steht für Dich nach dem Konzert heute an?
Heute Abend fahre ich wieder nach Hause, morgen bin ich in Hamburg, dann in Ludwigshafen und Frankfurt und nächste Woche fliege ich nach Ibiza. Aber das ist jetzt die stressigste Woche diesen Sommer, ich mache eigentlich ganz bewusst nur 5-8 Shows pro Monat. Das ist im Verhältnis zu anderen DJs vielleicht wenig, aber mir ist es wichtig, auch noch ein Privatleben zu haben. So habe ich jetzt meine persönliche Balance gefunden, mit der ich sehr glücklich bin!