Im Januar brachte der Kieler Sänger und Songwriter Florian Bunke sein zweites Album raus. Im KIELerleben-Interview spricht der Künstler über seine Inspiration zum neuen Werk, Vorbilder und welche Songs er bei Corona-Blues empfiehlt.
KIELerleben: Fangen wir an mit einem Klassiker, Florian. Wie bist du zur Musik gekommen?
Florian Bunke: Als kleiner Junge war ich immer fasziniert vom Schallplattenspieler meines Vaters. Dadurch bin ich schon früh mit Musik in Berührung gekommen. Nach kurzer Zeit am Schlagzeug habe ich mit Keyboard weiter gemacht. Ich begann schnell zu experimentieren und schrieb meine ersten Texte, bei denen sich noch alles reimen musste. Über Freunde meines Vaters kam ich danach in Kontakt mit José Alvarez-Brill, ein superbekannter Produzent, der unter anderem die Band Unheilig mitgegründet hat. Ich wusste gar nicht, mit wem ich da telefonierte, aber er lud mich ein, eine Woche später nach Berlin zu kommen. Daraufhin haben José und ich seit 2012 intensiv zusammengearbeitet und Songs für andere Künstler*innen produziert. Ich selbst habe mich damals nie als Sänger gesehen. Ich singe erst so richtig seit 2017. Ein Jahr später erschien mein erstes Album „Endlich unendlich“.
In einigen deiner Videos zeigst du Kiel und die Förde im Hintergrund. Warum ist es dir so wichtig, diesen Bezug herzustellen?
Ich finde es schön, als Kieler Künstler im Hintergrund meine Heimat zu zeigen. Das Video zu „An manchen Tagen“ habe ich in Wiesbaden gedreht und viele erkannten den Ort. Als Kieler Künstler wollte ich die Sache runder machen und mein Kiel zeigen. Außerdem finde ich es authentischer, die Musikvideos unter normalen Bedingungen zu drehen, statt vor einer Kulisse.
Hast du einen Lieblingsort in Kiel oder an der Förde?
Wenn ich Stress habe oder innerlich unruhig bin, fahre ich gerne ans Wasser. An der Kiellinie finde ich es wirklich schön, weil man sich da gemütlich hinsetzen und aufs Wasser gucken kann. Ansonsten bin ich auch super gerne in Hohenfelde. Da kann man mit dem Auto direkt ans Wasser fahren.
Die Singer-Songwriter-Welt ist ja sehr groß. Was macht dich und deine Musik besonders?
Ich glaube, meine Musik und mich machen die Ehrlichkeit und Authentizität so besonders. Alles, worüber ich singe, ist mir wirklich passiert. Ich dichte nichts dazu. Meine Musik ist wirklich aus dem Leben heraus. Wenn ich Liebeskummer hatte – und 2019 habe ich wirklich gelitten – dann habe ich geschrieben. Dabei ist nichts verschönert, das bin wirklich ich.
Das Jahr 2019 war für dich eine harte Zeit. In deinem neuen Album „365“ verarbeitest du diese Zeit? Was ist passiert?
2018 haben meine damalige Freundin und ich uns getrennt. Und ich habe unfassbar gelitten, weil nach fünf Jahren Beziehung alles wegbrach. Ich habe versucht, sie zurückzukriegen, ich war ein richtiger Kämpfer, aber irgendwann muss man Dinge auch akzeptieren und respektieren. In dieser Zeit habe ich „An uns glauben“ geschrieben, das Anfang 2019 rauskam. Mir tat es einfach gut, meine Gefühle aufzuschreiben und aufzunehmen und die Reaktionen, die wir darauf bekamen, waren unglaublich. Allein mit der Zeile „Komm’ wir machen’s wie Wincent und glauben an Wunder“ haben wir Tausende Wincent Weiss Fans erreicht. In der Zeit habe ich gemerkt, dass mir das Schreiben sehr hilft.
Welches ist dein Lieblingslied vom neuen Album?
Ich glaube, das ist „Freunde“, aber nur weil ich sonst immer über Liebe singe oder einen Menschen, den ich gerne in meinem Leben behalten möchte wie bei „365“, „Niemand“ oder „Hey“. Ich finde das schön, mal eine andere Seite von mir zu zeigen. Das Lied „Freunde“ bedeutet mir extrem viel und hat für mich einen besonderen Platz.
Worum geht es in dem Song „Freunde“?
Es geht um eine Person, die ich schon ganz lange kenne. Wir wussten nie wirklich, was es ist. Ist es Freundschaft, ist es Liebe, ist es weniger als Liebe, aber mehr als Freundschaft? Das konnten wir bis heute nicht definieren. Und das ist auch gut so, weil wir trotzdem nur Freunde sind. 2019 war diese Beziehung immer präsent und vielleicht ist es gut, dass wir sie nie definiert haben, weil es diese innige Freundschaft schöner macht.
Hast du ein künstlerisches Vorbild?
Nicht wirklich, aber ich respektiere musikalisch viele Menschen, weil sie aus dem Nichts Großes erreicht haben. Das beste Beispiel ist Wincent Weiss, der erst nach der Castingshow viele Menschen mit seiner Musik und authentischen Art erreichte. Es schreiben mir auch viele Wincent-Fans, dass wir mal was zusammen machen sollen. Vielleicht kommt ja irgendwann mal irgendwie die Möglichkeit, dass man sich zusammensetzt und etwas Nettes macht. Ansonsten finde ich, ist er menschlich und musikalisch einfach eine ganz große Nummer. Mit dem kannst du im Bus sitzen und das würde vielleicht gar nicht auffallen. Also, Hut ab!
Welche Songs empfiehlst du bei Corona-Blues oder schlechter Laune?
„Love not War“ von Jason Derulo und Nuka finde ich wirklich gut. Und dann noch „Hurricane“ von Galantis und John Newmann. Alles was sofort gute Laune bereitet, wenn du aufstehst. Und wenn man den Kopf ausschalten kann.
Was möchtest du mit deinen eigenen Songs bei deinen Hörer*innen bewirken?
Ich möchte Menschen mit meiner Musik einfach ein gutes Gefühl geben. Dinge, die einem passieren oder passiert sind, passieren mir auch. Authentische, ehrliche Musik kommt sowieso immer an und jede Person fasst die Lieder anders auf. Ich habe meine Lieder natürlich auf die gescheiterte Beziehung gemünzt, aber beim Schreiben das Thema bewusst offengelassen. Daraufhin haben mir ganz viele zum Beispiel von ihrer verstorbenen Oma erzählt.
Wenn du die Wahl hättest, spielst du lieber ein Instrument oder singst du?
Ich würde dann eher Klavier spielen oder vielleicht besser noch Gitarre, weil man Menschen mit Musik besser erreicht. Musik wird egal zu welcher Zeit immer etwas bewegen. Natürlich kannst du A-Capella singen oder dir von irgendjemandem Musik geben lassen, aber das finde ich nicht immer authentisch. Und die Gitarre kannst du überall mit hinnehmen. Ich kann nur leider keine Gitarre spielen, das ärgert mich total.
Was steht in nächster Zeit für dich an?
Ich konzentriere mich erst mal auf das Album, um das noch größer werden zu lassen. Mitte oder Ende des Jahres setze ich mich wieder ins Studio und nehme neue Songs auf. Vielleicht gebe ich Ende des Jahres – falls es dann wieder möglich ist – einige Konzerte, aber nicht nur mit dem neuen Album, sondern mit komplett neuen Songs.