Die Schweizer haben einen Kräuterbonbon erfunden. Aber was hat Eckernförde mit „Kieler Sprotten“ zu tun? Auf der urigen Stadtführung von Werner Pötzsch erfährt man es
Wenn Werner Pötzsch kleine Gruppen von der Holzbrücke am Hafen aus durch Eckernförde führt, dann stilecht in Fischerhemd, rotem Halstuch und Fischermütze gekleidet. 90 Minuten können die Teilnehmer dann mit dem Stadtführer durch dessen maritime Heimatstadt „auf den Spuren der Sprotte“ wandeln. Denn der heutige idyllische Hafen mit den kleinen bunten Fischkuttern, die hier zuhauf an der Kaimauer festmachen, war früher der wichtigste Wirtschaftsstandort der Stadt – mit Idylle hatte das damals aber nicht viel zu tun.
Um Fisch haltbar zu machen, entstanden um 1830 die ersten Räuchereien – 1950 waren 52 Fischräuchereien in Eckernförde ansässig. Während man also bei einer Stadtführung durch die kleinen, kopfsteingepflasterten Straßen der Altstadt mit den Stockrosen vor den Häusern schlendert, erzählt Pötzsch gern vom damaligen harten Leben: „Die Männer waren die Fischer und fuhren bei Wind und Wetter zur See. Die Frauen waren die sogenannten ‚Aufsteckerinnen‘, die den Fang auf Spießen für die Räucheröfen aufsteckten. Und die Kinder waren als ‚Nadeljungs‘ dafür zuständig, die Kisten mit dem Räucherfisch zuzunageln, um sie verschicken zu können.“
Die Absatzmärkte für die schmackhaften Sprotten fanden sich in ganz Deutschland – aber die Logistik war nicht so einfach. „Eine Bahnlinie gab es nur zwischen Kiel und Hamburg-Altona“, so Pötzsch. Und so wurden die fertigen Sprottenkisten mit dem Pferdefuhrwerk nach Kiel gebracht – wo sie für den Versand den Stempel der Bahnstation „Kiel“ bekamen. „Tja, und das ist der Grund, warum die ‚Echten Kieler Sprotten‘ so heißen, obwohl sie eigentlich aus Eckernförde kommen“, klärt der Stadtführer auf.
Der Rundgang führt auch durch die kleinen Gassen, wo früher die Räuchereien „aus Silber Gold“ machten. Heute gibt es in Eckernförde nur noch eine richtige Räucherei – und den Räucherkutter „Capella“. Auf diesem Fischkutter, der mit Räucherofen, Tischen und Bänken zum Restaurant umgebaut wurde, erhält man von Pötzsch die letzte Lektion des Tages: Wie isst man eigentlich Sprotten? Die ganz Hartgesottenen meinen ja, nur mit „Kopp un Steert“ ist was wert. Aber der Sprotten-Experte belehrt seine Gäste eines Besseren: „Wir Eckernförder essen die kleinen Fische – die übrigens keine Heringe sind! – so: Kopf und Schwanz abziehen, von unten nach oben vorsichtig am Bauch drücken – und dann einfach die Gräte herausziehen.“ Na dann: Bon Appétit!