Früher hatte Nora Andersen mit Handarbeiten nichts am Hut. Dann stieß sie im Internet auf selbstgenähte Kissen für krebskranke Frauen. Die Idee für die Herzkissen-Aktion Kiel war geboren und brachte eine ganze Lawine ins Rollen …
Es ist 10.30 Uhr. Die Sonne füllt das Wohnzimmer im Kieler Zentrum von Nora Andersen mit Licht. Die 67-jährige Rentnerin sitzt in einem gemütlichen Sessel. Die Hände hält die „Kieler Sprotte“, wie sie sich selbst nennt, gefaltet in ihrem Schoß. Nichts, so scheint es, kann die Vorsitzende der Herzkissen-Aktion Kiel e. V. so schnell aus der Ruhe bringen. Seit Februar 2010 widmet sich Nora Andersen mit Leib und Seele dem Projekt, bei dem sie und fleißige Helfer Herzkissen nähen, um sie Brustkrebs erkrankten Frauen zu schenken. Ihnen dienen sie als Lagerungskissen nach einer OP und lindern so den Schmerz. Die Motivation der Kielerin, sich sozial zu engagieren, kommt nicht von ungefähr. Nach der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten arbeitete sie im Uni-Klinikum. Das Rote Kreuz, der Paritätische Wohlfahrtsverband und eine 20-jährige Tätigkeit beim Kinderschutzbund waren weitere Stationen. Der soziale und gesundheitliche Bereich sei wegen der Menschlichkeit, die sie dort erfahren habe, das Richtige gewesen. Auch was es bedeutet, wenn der eigene Mann an Krebs erkrankt, hat die 67-Jährige erfahren. „Das prägt natürlich“, sagt sie. Mittlerweile sei er aber über den Berg.
„Nähen war eigentlich nicht mein liebstes Hobby“, sagt Nora Andersen lachend. Auf der Suche nach Geschenken zu Weihnachten sei sie vor fünf Jahren dann auf einen Herzkissen-Blog gestoßen. Über den Ursprung der Idee aus den USA und die dänische Krankenschwester Nancy Friis-Jensen, die die Aktion nach Europa gebracht hat, habe sie gelesen. „Ich dachte: So ein Projekt sollte es auch in Kiel geben.“ Sie fragte im Bekanntenkreis nach, wer Lust hätte, sich an dem Projekt zu beteiligen. Sie startete Aufrufe im Internet, wandte sich an Frauen, die ihre Handarbeiten online präsentierten, Facebook diente als Kommunikationsmittel. Dass die Rentnerin mit ihrer Idee in Kiel eine ganze Lawine ins Rollen bringt, hätte sie damals nicht gedacht. „Das Telefon stand nicht mehr still“, erinnert sie sich. Sie gründete den Blog der Herzkissen-Aktion Kiel. Seit dem 17. August hat die Aktion Vereinsstatus. Alleine hätte sie das nicht geschafft: „Das alles ist ja erst mit den anderen Beteiligten gewachsen“, betont sie.
Heute versorgt ein konstanter Kern von 30 Frauen und einem Mann unter anderem das Brustzentrum Kiel-Mitte an der Parkklinik sowie die Frauenklinik mit Herzkissen. Für die Uni-Kinderklinik werden Frühchenquilts genäht. Auch Nesteldecken für Demenzkranke mit verschiedenen Elementen zur Beschäftigung der Finger sammeln sich in einem Zimmer bei Nora Andersen, das einem Vorratslager gleicht. Von dort verteilen Helfer die Sachen in den verschiedenen Einrichtungen. „Teilweise sind wir dabei, wenn sie verschenkt werden. Das ist unheimlich bewegend“, sagt Nora Andersen und ergänzt: „Man sollte seine Zeit sinnvoll verbringen. Nicht nur mit Kaffeeklatsch!“
Weitere Infos:
Kissen-Füllmaterial, Geldspenden sowie Zuwachs sind der Herzkissen-Aktion Kiel e. V. willkommen.
Kontakt: Nora Andersen
Tel.: (0431) 73 27 28
http://herzkissenaktionkiel.blogspot.de
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