Fernsehkoch Steffen Henssler geht mit „Meerjungfrauen kocht man nicht“ auf Live-Tournee und gastiert am 23. Mai im Kieler Schloss. Im KIELerLEBEN-Interview spricht der 39-Jährige über die Show, Fertiggerichte und Sterneköche als Werbeträger.KIELerLEBEN: Herr Henssler, wenn wir uns fürs Interview bei Ihnen zu Hause zum Mittagessen getroffen hätten, was hätten Sie mir gekocht? Sushi?
Steffen Henssler: Kommt drauf an, wie viel Zeit wir hätten. Sushi dauert eben etwas länger. Ich glaube, ich hätte uns eher eine schnelle Pasta gemacht. Mit Knoblauch, Chili und Limetten und schön Parmesan drüber.
Kommt bei Ihnen etwas niemals auf den Tisch?
Leber und Rosenkohl mag ich überhaupt nicht.
In Ihrem aktuellen Programm „Meerjungfrauen kocht man nicht“ wird auch gekocht. Dürfen die Zuschauer hungrig kommen?
Auf jeden Fall, wir verteilen das Essen natürlich auch. Ich kann aber nicht garantieren, dass jeder etwas bekommt.
Aber es gibt mehr als den obligatorischen Gruß aus der Küche …
Garantiert. In den zweieinhalb Stunden koche ich etwa zehn Gerichte, die einfach nachzumachen sind, aber einen unheimlich großen Effekt haben. Ich gare zum Beispiel einen Fisch im Pizzateig oder ein Huhn im Bratschlauch. Dazu erzähle ich noch so einige Anekdoten aus meiner Sendung „Topfgeldjäger“, plaudere Tricks von Kochkollegen aus und erzähle Witziges aus meinem Leben.
War die Show Ihre Idee?
Vor mir sind ja schon andere Köche wie Jamie Oliver oder Horst Lichter auf Tour gewesen, ohne aber dabei zu kochen. Ich hatte schon vor zwei Jahren Lust auf Live-Auftritte. Wichtig war mir, dass wir uns von den anderen Shows unterscheiden. Und da kamen wir auf das Konzept der abwechslungsreichen Koch-Show. Letztes Jahr gab es dann vier Probetermine, die mir sehr gut gefallen haben. Ich bin eben eine Rampensau, performe gerne vor den Menschen und da ist eine Live-Show natürlich die Krönung.
Nicht nur Sie wissen sich ja als Koch vielfältig zu vermarkten. Was halten Sie denn von Werbe-Auftritten à la Alfons Schuhbeck für eine Fast-Food-Kette?
Ich habe auch schon Werbung gemacht, aber immer außerhalb des Food-Bereichs. Ich finde es ein schwieriges Thema. Daher habe ich Werbeangebote für solche Fertigprodukte oder auch Lebensmittelmärkte abgelehnt. Ich glaube, da denken viele Menschen „Du Ratte“, wenn jemand einem erst sagt, immer schön frisch und hochwertig kochen, und im anderen Moment hält er lächelnd eine eingeschweißte Wurst nach oben. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Bei Ihnen kommen also keine Fertigprodukte auf den Tisch?
Ach, na klar! Gerade für meine Töchter gibt es nicht nur Sushi oder so, obwohl meine Vierjährige das auch mal ganz gerne isst. Aber für die Dreijährige gibt es nur zwei Sachen: Spaghetti mit Ketchup und Stullen mit Honig. Da verzweifle selbst ich.
Das Interview führte Olaf Ernst
Steffen Henssler
wurde am 27. September 1972 in Neunbürg im Schwarzwald geboren, wuchs aber in Hamburg auf, machte nach der Schule eine Lehre als Koch und erhielt als erster Deutscher den Abschluss als Professional Sushi Chef an der Sushi-Akademie in Los Angeles mit Bestnote. 2001 eröffnete er in Hamburg mit seinem Vater Werner sein erstes eigenes Restaurant, 2009 folgte das zweite. Beide sind auf Sushi und Seafood spezialisiert. Seit 2004 tritt Henssler regelmäßig in verschiedenen Kochsendungen im Fernsehen auf. 2006 veröffentlichte er sein erstes Kochbuch. Henssler hat zwei Töchter und lebt in Hamburg.