Lotto King Karl gehört seit Jahren zu den Veteranen der Kieler Woche und hat bereits unzählige Konzerte in Kiel absolviert. Nicht nur deshalb schlägt sein Herz auch immer ein bisschen für Kiel. KIELerLEBEN-Redakteur Sebastian Schack hatte die Gelegenheit, mit Lotto vor dem ersten seiner beiden diesjährigen Kieler-Woche-Konzerte zu sprechen.
KIELerLEBEN: Herzlich willkommen zurück in Kiel! Du bist Dauergast in Kiel und trittst dieses Jahr, wie schon öfter, gleich zwei Mal auf. Wie ist es dazu gekommen?
Lotto King Karl: Ja, das ist jetzt das zweite oder dritte Mal, dass wir zwei Mal spielen. Das liegt daran, dass es verschiedene Programme gibt. Donnerstag treten wir als Akustik-Quartett auf und spielen dann nur mit Holzinstrumenten.
Was macht mehr Spaß? Das klassische Lotto-Konzert oder akustisch?
Nein, das kann man nicht sagen. Das Problem ist: Jedes Konzert ist anders und du musst immer sehen, dass du gute Leistung ablieferst. Das kann man nie vergleichen. Nach fast 20 Jahren ist jedes Konzert für sich wichtig.
Bekommst du etwas von der Kieler Woche selbst mit oder nur von der Bühne aus?
Ich war früher oft bei der Kieler Woche, in meiner Bundeswehrzeit hier. Ich kenne das natürlich! Aber wir müssen auch viel arbeiten. Es ist schön hier zu sein, aber ich habe nicht groß Zeit, über die Kieler Woche zu gehen.
Die Kieler Woche ist ja eigentlich ein Segel-Event. Kannst du segeln?
Ja, ich hab auch so’n Schein, durch die Bundeswehr. Ich hab aber nicht so viel gesegelt in meinem Leben. Ich habe ein bisschen Segel-Erfahrung, auch auf größeren Booten, und hab mal bei einer Regatta vor Mallorca teilgenommen und damals auch gewonnen, gemeinsam mit Kai Dost, dem Olympia-Sieger von ’74. Das war interessant, aber ich bin dann am Ende doch eher der Motorboot-Fahrer – muss ich ganz ehrlich sagen. Aber generell ist Segeln eine tolle Sache, weil das sehr lautlos ist und du mit den Elementen allein bist.
Dieses Jahr verbindet dich und Kiel ein bisschen mehr als sonst. Sowohl du mit dem HSV als auch ganz Kiel haben ein dramatisches Saison-Finale hinter sich …
Ja, das hat mir sehr leid getan für Kiel! Das hab ich natürlich verfolgt, war ja ähnlich wie bei uns, nur dann mit dem schlechteren Ende für Kiel. Leider.
Umso erleichterter bist du wahrscheinlich in Sachen HSV.
Da bin ich sehr erleichtert, ja, aber dennoch hat mir das mit Kiel sehr leid getan. München-60 ist zwar auch ein sympathischer Verein, aber dann ist mir Kiel schon wichtiger. Aber es wäre schon schön gewesen: Ich mein, klar, der HSV hätte absteigen müssen, aber dann HSV, Pauli und Holstein in einer Liga! Lass uns das doch im DFB-Pokal machen.
Zur Musik. Du hast über die Jahre ein enormes Repertoire an Songs angesammelt. Aber eine neue Platte gab’s lange nicht.
Nee, es gab jetzt ein paar Jahre nichts, aber wir sind jetzt dabei. Das ist auch eine echte Kostenfrage geworden. Man verkauft halt kaum noch Platten, selbst wenn man oben in den Charts ist. Aber wir haben jetzt 60 bis 70 Prozent des Materials für ein neues Album zusammen und spielen heute Abend auch ein paar neue Stücke.
Du hast vorhin erwähnt, dass das zweite Konzert auf der Kieler Woche, am Donnerstag, ein Akustik-Set wird. Gibt’s da Ambitionen, etwas in der Richtung zu veröffentlichen?
Ja, das ist natürlich auch eine Idee. Wir haben damit vor ein paar Jahren angefangen und es war eigentlich nur für kleine, bestuhlte Konzerträume gedacht. Aber das ist dann schnell größer geworden. Man muss nur sehen: Man müsste dafür dann auch eigenes Repertoire haben. Da basteln wir ein bisschen dran, damit wir da Songs spielen können, die wir sonst mit der Band nicht spielen. Denn es gibt ja durchaus Stücke, die kleiner besser klingen.
Das heißt, das werden dann neue Songs sein, die extra dafür konzipiert wurden? Oder Adaption von bestehenden Songs?
Im Moment ist es so, dass es tatsächlich einen recycleten Song gibt, den wir nur als Akustik-Quartett spielen. Aber das ist tatsächlich eine relativ neue Überlegung, wo wir auch noch mal ein eigenes Repertoire zu aufbauen sollten. Aber jetzt geht’s erst mal darum, Songs für die Band zu kreieren. Da treffen sich dann immer unterschiedliche Leute und es ist meine Aufgabe, das alles zu koordinieren.
Die Situation heute ist ja auch so, dass man nicht mehr unbedingt Alben verkauft, sondern auch einzelne Songs im digitalen Vertrieb. Das ist natürlich eine große Chance! Man kann da viele verschiedenen Sachen machen, was aber auch bedeutet, dass man vorher viel mehr Songs haben muss, um daraus eine Auswahl zu treffen. Wenn man das vergleicht mit früher: Da hast du eine Platte gemacht, da waren drei Hits drauf, und der Rest klang wie die rückwärts – das geht heute nicht mehr. Es ist dadurch viel mehr Arbeit und viel anspruchsvoller geworden. Aber ich finde, dadurch sind die Chancen auch fairer geworden.
Wie unterscheiden sich deine normalen und die Akustik-Konzerte voneinander?
Das Akustik-Set hat im Grund genommen auch die Aufgabe – was bei Bands völlig untypisch ist, was ich aber wichtig finde – auch mal zu zeigen, was das für Klasse-Musiker sind in meiner Band. Da kann jeder mal ein Solo spielen und jeder kann zeigen, was er drauf hat. Das kannst du in einer so großen Situation wie hier nicht machen. Da geht’s auch darum, dass du die Leute erreichst, dass die ein bisschen mitgenommen werden. Und unsere Akustik-Konzerte sind oft bestuhlt, das ist dann noch mal etwas anderes.
Wann soll das neue Album denn fertig sein?
Ende es Jahres feiern wir 20 jähriges Jubiläum. Diesen Zeitpunkt visieren wir auch an, vielleicht wird’s auch Anfang nächsten Jahres werden.
Ich bin seit Jahren Lotto-King-Karl-Konzertgänger, vor allem hier auf der Kieler Woche, und finde es großartig, dass du Kiel immer liebevoll als Akielpulco bezeichnest …
Ja, das war damals die Geschichte von einem Freund von mir! Der ist hier damals bei diesem komischen Brunnen … Das muss ’88 gewesen sein: Der wollte mich besuchen und hatte so einen komischen Turban auf dem Kopf, wo auch Blut raussickerte. Nachdem wir uns am Abend vorher nach einer zünftigen Trinkerei aus den Augen verloren hatten, ist er dann offenbar noch länger weitergezogen als ich und hatte dann die Idee, dass er in diesen flachen Brunnen einen Seemannsköpper hinlegt. Daher kommt der Spruch mit den Felsenspringern von Akielpulco und deswegen reden wir seit dem eigentlich immer über Akielpulco und ich hatte dann später die Chance, das populär zu machen.
Vor jedem Konzert-Besuch schaue ich vorher auf deine Website, in den Merchandise-Bereich, und vermisse jedes Mal ein Akielpulco-Shirt!
Ja, da muss ich mal mit Jens reden! Das ist auch ein Thema, das muss auch anders werden! Gar keine Frage! Ich spiele überall gerne, aber zu Kiel habe ich eben auch ein besonderes Verhältnis, weil ich hier ein halbes Jahr mehr oder weniger gewohnt habe. Ich finde Kiel ist eine wirklich sympathische Stadt! Wir haben unsere ersten beiden richtigen Konzerte damals auch in Kiel gespielt, in der Traumfabrik.
Wir können also davon ausgehen, dass dein Kieler-Woche-Abo bestehen bleibt?
Ja, gerne! Es ist immer geil, hier zu spielen. Es ist kein großer Stress hierher zu fahren auch wenn’s gerade doof ist mit der Sperrung der A7.