Christoph von Trotha und Max Löhrer haben im Dezember 2023 den ersten Platz beim GründungsCup der KielRegion GmbH abgeräumt. Im Interview haben sie uns erzählt, was zum Gründen dazu gehört, wie sie auf ihre Idee gekommen sind und wie jetzt der Alltag als Unternehmer für sie aussieht.
Der Gründergeist steckt schon eine ganze Zeit in dem Unternehmer-Duo. „Max und ich kennen uns schon ewig“, erzählt Christoph von Trotha. „Die Idee, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen, hatten wir schon lange im Hinterkopf.“ Was das genau werden würde, war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, aber eine Software sollte es sein. Um so etwas dann umzusetzen, brauche es einen Markt, eine Idee, ein Problem, eine noch nicht abgedeckte Nische, erklärt Christoph. Sein Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen und Master in Projektmanagement machen sich bezahlt. In Kombination mit Max Löhrer als Wirtschaftsinformatiker decken die beiden viele der nötigen Skills für die Entwicklung und Vermarktung einer Software selbst ab.
Entstehung einer Idee
Starten wir am Anfang: Die Idee von Christoph und Max entstand bei einer gemeinsamen Reise im Jahr 2022. Unterwegs waren die Freunde in verschiedenen Kultureinrichtungen und Museen und stellten fest: die digitale Wissensvermittlung fehlt. Große Museen wie beispielsweise der Louvre in Paris oder das Jüdische Museum in Berlin seien digital viel besser aufgestellt. Und das schon seit vielen Jahren. „Woran liegt das? Muss das nicht in Zeiten von KI und Digitalisierung möglich sein?“ Mit dieser Frage haben sich Max und Christoph auseinandergesetzt und sind so auf ihre Geschäftsidee gekommen.
Den Markt abchecken
Zuerst haben die Unternehmer festgestellt: der Markt für ihr potenzielles Produkt ist da. Kleine und mittelständische Institutionen machen etwa 90 Prozent aller Kultureinrichtungen aus. Nur etwa zehn Prozent gehören zu den Big Playern in der Kulturbranche.
Bedürfnisse der Kund*innen herausfinden
Im nächsten Schritt wurde es dann schon konkreter: „Wir haben uns gefragt: Was muss die Software können, damit sie die Probleme der kleinen Institutionen so löst, dass diese eine digitale Wissensvermittlung einrichten können?“. In einer Befragung von mehr als 100 Museen kamen die drei wesentlichen Faktoren heraus: Kosten, Zeit/Personal und technische Abhängigkeit, also z.B. mangelnde Mittel für regelmäßige Updates. „Mit diesen Rahmenbedingungen haben wir Ende 2022 einen Prototypen erstellt, aber es war klar: Für den nächsten Schritt zur Umsetzung brauchen wir eine Finanzierung.“
Erste große Hürde: Startkapital
Mit dem Gründungsstipendium der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH (WT.SH) konnten die Jungunternehmer die Entwicklung finanziell umsetzen. Zusätzliche Unterstützung kam von der Fachhochschule Kiel: Mit dem Know-how rund ums Gründen sowie frei nutzbaren Büroräumen konnte Anfang 2023 die Umsetzung von mudioo starten.
Bedürfnisnah entwickeln
Während der Entwicklung haben sich Christoph und Max mit Befragungen und Tests immer wieder Feedback aus Kultureinrichtungen und Museen geholt, damit das Produkt zu den Kund*innen passt. Daraus ist das jetzt fertige Produkt entstanden: Ein Content Management System, in dem die Kultureinrichtung unkompliziert Inhalte einfügen kann und eine App, die die Inhalte für Besucher*innen zugänglich macht. Im Zoologischen Museum Kiel ist die App bereits aktiv – wer das als Besucher*in testen möchte, kann es sich dort direkt ansehen!
Problem gelöst
Da das System als Monats- oder Jahresabo läuft, haben die Kultureinrichtungen keine hohen Investitionskosten, sondern zahlen monatlich 99 Euro. Die Anwendung erfordert keine tiefen Fachkenntnisse und die Umsetzung geht schnell. Um den technischen Support, aktuelle Softwareupdates etc. kümmert sich mudioo, sodass die Kund*innen sich damit nicht selbst beschäftigen müssen und auch keine zusätzlichen Kosten anfallen. Alle Infos und Beratung gibt es bei mudioo jederzeit.
Was die Zukunft bringt
Neben dem Kundensupport und Aktualisierungen der Software arbeiten die Gründer dauerhaft an der Erweiterung ihres Angebots. Besonders spannend: In Zukunft sollen Institutionen auch die Möglichkeit bekommen, die Nutzung der Inhalte zu analysieren. Zu wissen, welche Exponate besonders beliebt sind, kann bei der Entwicklung der Ausstellung unterstützen. Auch die Einführung von mehr interaktiven Features (Funktionen) wie digitale Quizze oder Schnitzeljagden ist geplant.
Gründen lohnt sich
Momente wie die Zusage zum Gründungsstipendium, die Realisierung, dass sich die Arbeit gelohnt hat und man das jetzt tatsächlich umsetzen kann – das hat die Gründer auch über den ein oder anderen Rückschlag hinweg getröstet. Besonders schwierig war laut Christoph von Trotha die Phase der Entwicklung. Das Produkt ist noch nicht ganz fertig, muss aber möglichst schon von den Kund*innen getestet werden: Das sei herausfordernd. Aber auch den Balanceakt haben die Unternehmer gemeistert und sind jetzt stolz auf ihre eigene App im Appstore.