Vor elf Jahren floh Mansor aus Somalia, heute erfüllt er sich im Norden seine persönlichen Ziele. 2014 zog ihn sein Lauftalent nach Kiel, wo er mit dem professionellen Lauftrainer Andreas Fuchs seine Technik perfektionierte.
In lässigem blau-grünen Hemd und schwarzer Anzughose sitzt Mansor Farah in den Redaktionsräumen der KIELerLEBEN und berichtet von seinem Leben in Deutschland: „Ich wurde hier sehr gut aufgenommen und kenne mittlerweile viele Leute“, sagt er. Auf seinem Gesicht zeichnet sich ein freundliches Lächeln ab. „Vor allem durch das Laufen“, fügt er hinzu.
Auf der Flucht
Mansor ist in Somalia geboren. Im Alter von elf Jahren floh er mit seinem Onkel und seiner Tante vor dem Bürgerkrieg in seinem Heimatland. Denn mit zwölf Jahren wäre er in die Armee einberufen worden. Seine Eltern und die sieben jüngeren Geschwister blieben in Somalia. Zwei Jahre lang lebte Mansor auf der Flucht, immer in Angst. Sein Weg führte ihn durch Dschibuti, Eritrea, Sudan, Libyen, Malta und Dänemark. Auf der Reise musste er mitten in der Nacht in einem überfüllten Boot auf das offene Meer hinausfahren – er konnte nur hoffen, an sein Ziel zu gelangen. Im November 2010 kam Mansor in Flensburg an.
Zielstrebiges Lauftalent
Hier lernte er im Kinderheim die deutsche Sprache, fand schnell Anschluss über den Sport. Zunächst spielte Mansor Fußball, doch als er an einem Staffellauf seiner Schule teilnahm, fiel seinem Lehrer seine große Begabung auf. Spätestens nachdem er in Straßenschuhen den Südenseelauf in Sörup gewann, war klar: Mansor ist der geborene Läufer. In Somalia hatte er den Sport nie ausprobiert – obwohl der Langstreckenläufer und mehrfache Olympiasieger Mo Farah ein entfernter Verwandter von ihm ist. Doch jetzt lief er von einem Erfolg zum nächsten. Unter anderem holte er sich den Landesmeistertitel in seiner Altersklasse auf der 3000-Meter-Strecke.
Wegen seines Talents zog es ihn 2014 nach Kiel, hier konnte er mit dem professionellen Lauftrainer Andreas Fuchs zusammenarbeiten. Auch in der Landeshauptstadt hat sich Mansor sofort eingelebt. Er macht derzeit eine Ausbildung im Sanitärbetrieb H. Penk Sohn GmbH, im Juli hat er seinen Führerschein bestanden. „Ich möchte meine Ziele erreichen, das war schon immer so“, sagt der 20-Jährige.
Mansor hat große Träume. Und er gibt alles, damit diese in Erfüllung gehen. Er trainiert sechsmal wöchentlich, legt dabei zwischen 80 und 90 Kilometer zurück. Beim Kiel.Lauf 2016 belegte er Platz zwei hinter Spitzenläufer Steffen Uliczka. Doch damit gibt er sich noch lange nicht zufrieden. „Das Größte wäre die Teilnahme bei Olympia 2020 in Tokio“, sagt er. Sein allergrößter Wunsch hat hingegen nichts mit dem Sport zu tun: „Ich möchte irgendwann wieder zurück zu meiner Familie nach Somalia – und mich dort mit meinem hier erlernten Beruf selbstständig machen.“
Lifestyle mit Mansor Farah
Restaurant: Garip’s in der Kirchhofallee.
Uhr: Ich trage eine Laufuhr von Garmin.
Entspannung: Auf dem Sofa sitzen und fernsehen. Am liebsten schaue ich Sport.
Auto: Ich habe keines. Ich fahre Fahrrad oder mit dem Auto in meinem Ausbildungsbetrieb.
Moment: Als ich in Malta angekommen bin, nachdem ich von Libyen aus drei Tage lang mit 228 Leuten auf einem Boot unterwegs war.
Schlaf: In der Woche schlafe ich meist von etwa 22 Uhr bis 6.30 Uhr, am Wochenende von 0 Uhr bis 9 Uhr.
Handy: Ein Samsung S5. Die Marke ist mir aber egal. Es ist mir wichtig, durch das Handy mit Leuten in Kontakt bleiben zu können.
Ziel: Meine Ausbildung fertig machen und mich in Somalia selbstständig machen.
Urlaub: Im Urlaub trainiere ich. Ich möchte aber gerne noch einmal nach Malta.