Es war der Kampf seines Lebens: Für den Boxer Arthur Abraham ging es am Sonnabend in der Kieler Sparkassen-Arena um „alles oder nichts“. Über 12 Runden bezwang er seinen Gegner Piotr Wilczewski nach Punkten und sicherte sich so eine neue Chance auf den Weltmeistertitel.
In der ausverkauften Sparkassen-Arena kam es am Samstag zu einem Showdown der Extraklasse. Der ehemalige IBF-Champion und Schützling von Box-Legende Ulli Wegner Arthur Abraham musste vor 6000 Zuschauern seinen Gegner Piotr Wilczewski aus Polen bezwingen, um sich für den WBO-Weltmeisterschaftskampf im Supermittelgewicht zu qualifizieren und seinen Weg an die Spitze fortzusetzen. Doch auch für den Polen Wilczewski war es der Kampf seines Lebens. Ein Sieg gegen den 32-jährigen Berliner Abraham hätte dem ehemaligen Europameister Wilczewski den Weg zurück ins Rampenlicht geebnet und ihm die Chance gegeben, erneut an die Weltspitze zurückzukehren.
Im ersten Vorkampf des Abends, bei dem Yauheni Bohdanouski aus Weißrussland und Tyron Zeuge aus Deutschland im Supermittelgewicht gegeneinander antraten, schickte Zeuge seinen Kontrahenten bereits in der ersten Runde durch ein Bilderbuch-K.o. auf die Bretter. Die Stimmung glich danach einem Hexenkessel und wurde in den zwei nachfolgenden Vorkämpfen, die von Carl Dilks aus Großbritannien gegen Robert Woge aus Deutschland im Halbschwergewicht (Sieger Woge) und Lorenzo Di Giacomo aus Italien gegen Henry Weber aus Deutschland im Supermittelgewicht (Sieger Weber) ausgetragen wurden, zusätzlich angeheizt. Den vierten Kampf vor dem Duell Abraham gegen Wilczewski bestritten der Herausforderer Tony Averlant aus Frankreich und der Titelverteidiger Eduard Gutknecht aus dem Team Sauerland im Halbschwergewicht um den Titel des Europameisters. Gutknecht verteidigte seinen Europameisterschaftstitel mit einem Punktsieg (114:113, 115:113, 113:115) gegen Averlant.
Schließlich trafen die Kontrahenten des Abends aufeinander. Der Pole Piotr Wilczewski wurde bereits bei seinem Einzug in die Arena von seinen extra aus Polen angereisten Fans mit Sprechchören begrüßt und angeheizt. Doch auch die Kieler Abraham-Fans haben es sich nicht nehmen lassen, bereits beim Einzug ihres Favoriten, der bereits zum dritten Mal in Kiel boxte, diesen mit Sprechchören anzufeuern. Herausforderer Wilczewski, der 32 Kämpfe bestritt und 30 davon mit einem Sieg (10 K.o.s) für sich entscheiden konnte, trat mit einem Kampfgewicht von 76,1 Kilogramm gegen den 76,2 Kilogramm schweren Titelverteidiger Abraham aus dem Sauerlandteam, der in 36 absolvierten Kämpfen 33 Siege, darunter 27 durch K.o, für sich verbuchen konnte, an.
Während des Kampfes boten die beiden Kontrahenten ihrem Publikum einige spektakuläre Aktionen, wie zum Beispiel diverse Serien von Leberhaken und Körpertreffern, die Abraham an Wilczewski verteilte. Leider kam der Berliner nicht zum Abschluss: Der letzte Haken war meist ein Luftschwinger, der viel Energie kostete und Wilczewski die Chance zur kurzfristigen Erholung bot. Der Schützling von Trainer und Manager Andrzej Gmitruk, Poitr Wilczewski, zeichnete sich vor allem durch seine Nehmerqualitäten aus. Nur selten gelang ihm ein guter Treffer. Am Ende konnte K.o.-König Abraham den Kampf nicht vorzeitig durch K.o. für sich entscheiden. Er gewann den Kampf, der über 12 Runden andauerte, nach Punkten: 118:109, 118:109, 119:108. Die Kieler feierten den Gewinner, der im Anschluss an den Kampf wegen eines möglichen Trommelfellrisses in ärztliche Behandlung übergeben wurde. Nach seinem Sieg hat König Arthur nun die Chance, binnen 120 Tagen den Weltmeister des Verbandes herauszufordern und sich den Titel WBO-Weltmeister zu erkämpfen. The fight goes on.