Als Leiter von assembleART macht Björn Högsdal die Bühne zu einem Platz für Menschen, die einiges zu sagen haben
Wörterschwalle sind für uns alltäglich. Wir lassen uns den Morgen von dramatischen Schlagzeilen aus der Zeitung schwarzmalen und nach einem Tag voller Floskelschlachten den Abend von Wortgefechten auf dem Fernsehbildschirm erhellen. Wenn es dann doch mal still in Gehör- und Hirnwindungen wird, meldet sich selbstverständlich unser Smartphone. Doch wie oft lassen wir uns nicht nur von Wörtern berieseln, sondern uns wirklich etwas erzählen?
In den letzten Jahren ist in Kiel eine Szene großgeworden, die bedeutenden Worten wieder bewusstes Gehör verschafft: Poetry Slam. Ob in der Pumpe, Schaubude oder im Studio Filmtheater – immer öfter wird auf hiesigen Bühnen raffiniert formuliert und gereimt, um zum Nachdenken oder Lachen anzuregen. Und wenn im Norden Wortgewalten aufeinandertreffen, kann man sich sicher sein: Björn Högsdal hat seine tintenbefleckten Schreiberfinger mit im Spiel – und, wenn diese ein Mikrofon zu fassen kriegen, wahrscheinlich auch seine zynische Zunge. Die Veranstaltungs- und Künstleragentur des 43-Jährigen, assembleART, organisiert den Großteil aller Spoken-Word-Events in Schleswig-Holstein und Umgebung. „Eigentlich wollten wir es einfach selbst auf die Bühne schaffen“, erinnert sich der Autor und Veranstalter an die Gründung im Jahre 2002, „nach meinem Studium der Literatur und Medienwissenschaft wollte ich mich selbst als Schriftsteller endlich ernster nehmen. Zuvor habe ich mich nicht einmal zu einem Slam getraut!“ Gemeinsam mit Mitbegründer Patrick Kruse traute er sich. Und nicht nur das: Nachdem die beiden 2003 den Kieler Slam übernommen hatten, hoben sie die lokale Spoken-Word-Szene mit den Poeten-Wettkämpfen, aber auch kreativen Lesungen und Schreib-Workshops auf ein ganz neues Niveau, welches bis heute stetig stieg. Bei dem jährlichen Kieler-Woche-Slam lassen inzwischen bekannte Kandidaten aus aller Welt das Publikum an ihren Gedanken teilhaben. Doch ebenso viel Wert legen Björn und seine heutigen Mitarbeiter – Selina Seemann, Stefan Schwarck und Michel Kühn – auf die unerfahreneren Künstler: „Mit jungen Autoren zu arbeiten, inspiriert mich“, berichtet der Agenturleiter begeistert von den Deutschen U-20-Meisterschaften. Für ihn bedeutet die Förderung des Künstlernachwuchses eine starke Literaturszene.
Doch am meisten fasziniert den Wortakrobaten an Poetry-Slams, dass die Quantität der Auftritte und Chancen dem Sieg die Bedeutung nimmt: „Sowieso misst man an einem Vortrag nicht das Können des Autors. Er ist ja nur ein kleiner Auszug von all dem, was er zu sagen hat.“ Und wie viel das sein kann, wird an jedem assembleART-Abend deutlich. Es lohnt sich also, mal wieder richtig hinzuhören.
Wollen Sie wissen, was Björn Högsdal und sein Team zu sagen haben? Dann schauen Sie doch mal auf www.assembleart.com.