Am 20. April erscheint mit „Of Pals and Hearts“ das fünfte Studioalbum der Kieler Band Tequila and the Sunrise Gang. Auf der Fahrt mit der Fördefähre sprachen Sänger René Unger und Trompeter Johannes Poser über das neue Album, Meilensteine – und Schnäpschen
Das neue Album heißt „Of Pals and Hearts“, sprich „Von Kumpels und Herzen“. Ist es also ein Album über Freunde und Liebe?
René: So kann man es ganz gut herunterbrechen. Ich habe mich als Texter erstmals dazu überwunden, persönliche Texte zu schreiben. 2017 war ein sehr bewegendes Jahr für mich, im Guten wie im Schlechten. Deswegen habe ich das Album genutzt, um meine Emotionen rauszulassen.
Wie spiegelt sich das auf dem Album wider?
René: Durch die Texte, aber auch durch die Musik. Es gibt Songs, die etwas ruhiger und melancholischer geworden sind als üblich, aber auch wieder Lieder, die versuchen, möglichst viel Fröhlichkeit auszudrücken.
Zudem werden Themen wie Trauer und Umweltverschmutzung behandelt, richtig?
René: Genau. Im letzten Jahr gab es bei mir persönlich sehr emotionale und traurige Ereignisse. Es hat mir sehr geholfen, diese Gefühle in der Musik und speziell in den Texten zu verarbeiten. Zudem ist uns das Thema Umwelt sehr wichtig, weil wir alle am Meer groß geworden sind. Im Song „Replacement“ geht es darum, die Leute darauf hinzuweisen, dass wir unsere Erde zerstören, obwohl es dafür keinen Ersatz gibt.
Was dürfen eure Fans vom Album generell erwarten?
Johannes: Wir haben uns musikalisch weiterentwickelt, auch was den Sound betrifft. Natürlich versuchen wir, unseren Klang beizubehalten, aber gleichzeitig strecken wir die Fühler in alle möglichen Richtungen aus, um herauszufinden, was uns sonst noch gefällt.
Habt ihr einen persönlichen Favoriten? Wenn ja, welchen?
Johannes: Bei mir ist das „Light it Up“, weil es eine Hommage an Manu Chao ist, der uns alle musikalisch sehr beeinflusst hat. Diesen Song live zu spielen, war ein echtes Aha-Erlebnis.
René: Für mich ist es „Replacement“, weil er mir thematisch wichtig und auch musikalisch eine schöne Mischung ist. Es ist eine Reggae-Nummer, der Refrain klingt aber eher nach Rage against the Machine.
Wie lief die Produktion des Albums ab?
René: Anders als bisher. Ich habe zum ersten Mal erst die Musik und dann die Texte geschrieben. Normalerweise habe ich immer versucht, eine Melodie zu finden und rundherum die Musik aufzubauen. Jetzt habe ich es anders herum gemacht, sodass wir es im Proberaum ohne Gesang und jegliche Melodien zusammengebastelt haben. Das hat mich beim Finden von Melodien sehr befreit.
Johannes: Wir als Band hatten dadurch auch einen größeren Einfluss, weil ein Song ohne Text viel mehr Freiheiten bietet.
In der ersten Single „California“ heißt es: „Wer braucht schon Kalifornien?“ – ein Hinweis darauf, dass ihr euch hier im Norden sehr wohlfühlt?
René: Das ist ein kleiner Zwiespalt. Grundlegend haben wir es hier wirklich schön. Ich bin in Schönberg aufgewachsen und kann mir nichts Besseres vorstellen. Andererseits gibt es auch dort diese Kleinstadt-Tristesse, dass es keine Geheimnisse gibt. Das schätze ich sehr an Kiel: Man trifft immer wieder Freunde und Bekannte, hat aber trotzdem eine gewisse Anonymität, die jedem Menschen guttut.
Apropos: Ihr kommt alle aus dem Raum Kiel. Wenn ihr zurückblickt: Wie fing alles damals an?
René: Wir haben damals in Schönberg viel Zeit zusammen verbracht. Dabei war Musik immer ein Thema, vor allem der kalifornische Skate-Punk. Irgendwann haben wir zu sechst einfach angefangen, selbst Musik zu machen. Von da an ging alles recht schnell. Heute sind von der Ursprungsbesatzung nur noch Malte und ich dabei.
Das bedeutet, dass es regelmäßig personelle Veränderungen gab. Wie geht man mit solch einer Rotation um?
Johannes: Fast immer haben die Leute bisher schweren Herzens aus beruflichen oder privaten Gründen die Band verlassen. Das ist auf persönlicher Ebene schon schwer. Meistens haben wir aber im Kieler Dunstkreis neue Bandmitglieder gefunden.
Wie würdet ihr die Entwicklung der Band in den letzten Jahren beschreiben?
René: Wir sind auf musikalischer Ebene professioneller geworden, als ich es je für möglich gehalten hätte. Aber das liegt auch daran, dass die Jüngeren, die mit der Zeit dazu gekommen sind, mich musikalisch locker in die Tasche stecken (lacht).
Gab es Momente, die ihr als persönliche Meilensteine bezeichnen würdet?
Johannes: Aus meiner Sicht waren das die Konzerte der Beatsteaks, bei denen wir Support sein durften. Das hätten wir uns vorher nie erträumen lassen. Da hat man gemerkt, dass man etwas erreicht hat in den letzten Jahren.
Was waren die weiteren Highlights?
René: Wir haben mehrfach beim „Jamel rockt den Förster“, einem Festival gegen Rechtsextremismus, gespielt. Letztes Jahr haben wir zudem auf genau diesem Schiff hier ein Konzert gespielt. Das war schon einmalig.
Ihr seid auch alle berufstätig. Wie bekommt man den Spagat hin, dennoch ambitioniert Musik zu machen?
René: Mit Herzblut.
Johannes: Es gibt oft Momente, in denen man sich fragt, warum man das alles eigentlich macht. Und dann gibt es Momente, in denen man alles auf einmal zurückbekommt. Das ist der Lohn.
Gibt es gewisse Rituale, die ihr pflegt?
Johannes: Vor jedem Auftritt trinken wir einen Kurzen „Berliner Luft“ Das ist unser Band-Schnäpschen geworden.
Wie lauten die Ziele für die Zukunft?
René: Wir hoffen, dass sich alles so weiterentwickelt, unser Album und unsere Konzerte gut angenommen werden und wir auch mal auf größeren deutschen Festivals auftreten dürfen. Da träumt jeder Musiker von. Aber das Wichtigste ist, dass es uns weiterhin Spaß macht.
Das Interview führte Bastian Karkossa.
Wir verlosen zwischen dem 16. und 18. April auf der KIELerleben-Facebookseite 2 x 2 Karten für das ausverkaufte Konzert am 20. April in der Schaubude.