Die jüngste Sturmflut hat Kiel-Schilksee und insbesondere den Olympiahafen schwer getroffen. Das Ausmaß der Zerstörung wird nun immer deutlicher.
Hafen Schilksee wie ein Schiffsfriedhof
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Sportdezernent Gerwin Stöcken machten sich am 21. Oktober vor Ort ein Bild von den verheerenden Schäden, die durch das Hochwasser, die Flut und anhaltenden Regen entstanden sind. Der Hafen gleicht an einigen Stellen einem regelrechten Schiffsfriedhof, mit Masten, die aus dem Wasser ragen, Booten, die ans Ufer gedrückt wurden, und vielen gesunkenen Schiffen. Im Hafenwasser treiben Ausrüstungsgegenstände und Wrackteile, während die Uferbereiche erheblich unterspült und das Strandmobiliar zerstört sind.
„Es ist eine Katastrophe", äußerte sich Oberbürgermeister Ulf Kämpfer besorgt. „Über 35 Boote sind gesunken, und zahlreiche weitere wurden schwer beschädigt. Sturm und Flut haben erhebliche Schäden am Hafen, den Stegen und der Mole verursacht." Sportdezernent Gerwin Stöcken fügt hinzu: "Dies ist der größte Schaden seit Bestehen des Olympiazentrums."
Ölaustritt eine Herausforderung
Sofortige Aufräumarbeiten wurden unverzüglich eingeleitet. Philipp Mühlenhardt, der Geschäftsführer der Sporthafen GmbH, und seine Hafenmeister arbeiten rund um die Uhr, um den Schaden einzudämmen. Philipp Mühlenhardt drückt seine tiefe Trauer über die zahlreichen Schäden an Schiffen und der Infrastruktur aus, betont jedoch auch die großartige Unterstützung und Hilfsbereitschaft. "Die Feuerwehr und zahlreiche Freiwillige haben bereits am Samstag mit den Aufräumarbeiten begonnen", berichtet Mühlenhardt weiter, "ohne diese engagierten Helfer wäre diese enorme Aufgabe nicht zu bewältigen." Die Feuerwehr und Freiwilligenkräfte haben zunächst die Herausforderung, den Austritt von Öl und Kraftstoff aus den Schiffen unter Kontrolle zu bringen. Diese Bemühungen werden auch in den kommenden Tagen fortgesetzt. Die genaue Schadenssumme ist noch nicht bekannt, doch Stadtrat Gerwin Stöcken schätzt sie auf einen Millionenschaden.
Derartige Katastrophe vor über 34 Jahren
Die Segler in Kiel müssen weit zurückblicken, um einen ähnlich verheerenden Oststurm zu finden. Im August 1989 traf ein brutaler Orkan den Hafen Wendtorf und zerstörte damals rund 200 Boote. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Stadtrat Gerwin Stöcken sind sich einig: "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um die Schäden im Olympiahafen bis zur Kieler Woche 2024 zu beheben." Gleichzeitig wird geprüft, wie man offene Küstenabschnitte künftig besser vor heftigen Ostwinden schützen kann. Auch die Steilküste hat erheblich gelitten, mit zahlreichen Unterspülungen, Ufererosionen und umgestürzten Bäumen. Auch hier gehen die Aufräumarbeiten weiter.
Die Feuerwehr war aufgrund des Unwetters von Freitag bis Samstag um 14 Uhr in beinahe 150 Einsätzen aktiv. Die Sonderlage wurde am Samstag um 14 Uhr beendet, und die IRLS-Mitte sowie die Berufsfeuerwehr Kiel kehrten zum Normalbetrieb zurück. (Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung vom 21. Oktober.)
Die Stadt Kiel wird die Bürgerinnen und Bürger auf ihrer Website www.kiel.de sowie über ihre Social-Media-Präsenzen auf Instagram und Facebook kontinuierlich informieren.
Eine erste Schadensbilanz kommt zu folgendem Ergebnis:
1. Falckensteiner Strand
Dort ging teilweise bis zu ein Meter Sand vor allem an Hauptstrand und in der Höhe des Leuchtturms verloren. Stark beschädigt ist der Weg in Höhe Campingplatz (Kahlenberg). Die Slipanlage vor dem Campingplatz ist zerstört und diverse Strandmobiliare sind kaputt.
2. Strand Schilksee
An der Rampe zum Strand am Hafenvorfeld, in der Nähe des Fischkiosks, gibt es einen 75 Zentimeter hohen Absatz, weil Sand fehlt. Die Mauer am Spielplatz ist freigespült bis zum Fundament und abgesackt. Die Treppe zur Strandpromenade weist erhebliche Schäden auf. Der Steilhang zwischen Rampe Hafenvorfeld und Wache Süd ist abgerutscht. Die Wachstation Hohes Ufer ist zerstört, abgesackt und unterspült. Tonnenweise Seegras versperrt die Uferzugänge. Das Seegras ist verunreinigt durch Plastik und Öl, so dass alles als Sondermüll zu entsorgen ist. Der Abfallwirtschaftsbetrieb sammelt ihn ein.
3. Olympiahafen Schilksee
Es liegen viele gesunkene Schiffe zum Teil nicht sichtbar im Hafen. Ein Schwimmkran aus Sassnitz wird in den kommenden Tagen die Schiffswracks heben. Die Stege im Hafen stellen eine Gefahr dar und werden gesperrt. Zahlreiche Zugänge, Treppen, Gebäude und Mauern sind defekt oder zerstört. Die Steinmole ist abgesackt, viele Steine sind heruntergebrochen. Auch dort gibt es große Probleme mit angeschwemmten Seegrasmassen, die mit Plastikmüll vermischt sind. Außerdem gibt es Ölverschmutzung über den ganzen Hafen verteilt.
Die Stützwand zum Anleger Schilksee ist unterspült und um circa 20 Zentimeter abgesackt. Ob und wie dieser Schaden behoben werden kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen. Sollte die Wand durch einen Neubau ersetzt werden müssen, könnten für Abbruch und Neubau Kosten von bis zu etwa 1 Million Euro entstehen
4. Steilküste
Zahlreiche Unterspülungen führten zu Abbruchstellen. Die Landeshauptstadt Kiel wird dort für Besucher*innen weiträumig absperren und bittet darum, dass diese Absperrungen beachtet werden und sich Menschen nicht in Gefahr begeben.
5. Kiellinie und Hörn
Das Tiefbauamt hat Kiellinie und Hörn untersucht und ist zu folgendem Ergebnis gekommen:
· Keine wesentlichen Schäden an den Anlegern für die Fährschiffe.
· Keine wesentlichen Schäden an den Uferwänden; allerdings gibt es eine Versackung am Anleger Reventlou.
· Durch die Überflutung der Hörnbrücke ist die Steuerung und weitere Elektronik ausgefallen.
Die Kontrolle am Tiessenkai hat keine nennenswerten Schäden gezeigt. Festgestellt wurden einige kleinere Ausbrücke aus dem Deckwerk der Uferbefestigung.