Der VW CC hat mit der Modellpflege zwar seinen Namen Passat verloren, aber optisch dazugewonnen. Zu diesem Schluss kam KIELerLEBEN-Redakteur Olaf Ernst nach der Testfahrt des neuen „Comfort Coupé“.
Lassen Sie uns heiteres Autoraten spielen: deutsches Fabrikat, zuverlässig, geräumig und praktisch? Na? Den meisten von Ihnen dürfte jetzt VW Passat in den Sinn gekommen sein – auch ohne die Artikel-Überschrift gelesen zu haben. Seit 2008 gab es den Wolfsburger Mr. Zuverlässig auch als viertüriges Coupé „Passat CC“, das jetzt dezent überarbeitet wurde. Dabei dürfte es den Produktmanagern von Volkswagen einige Nächte gekostet haben, bis sie sich einig waren: Wir streichen den „Passat“ aus dem Namen. Denn der gute Ton des Klassikers weckt deutlich mehr Emotionen als nur „VW CC“ – selbst wenn sich hinter dem Kürzel ein „Comfort-Coupé“ verbirgt.
Ich kann die Produktmanager allerdings verstehen. Ich betrachte mir den neuen VW CC, den ich dank des Autohauses Kath gleich testen darf. Passat sollte man das Coupé wirklich nicht nennen: Die elegant geschwungene Form mit scharfen Konturen drückt eine Dynamik aus, die ein Passat nicht mit sich bringt. Auch der Innenraum kommt schick daher: Die Bedienelemente sind mir aus der Volkswagen-Familie bekannt, aber edel mit Chromelementen auf Premium-Niveau gehoben. Ein Gag ist bei aller moderner Technologie die Analoguhr über dem Media-Center in der Mittelkonsole. Die Front- und Rückscheibe sind ungewohnt schmal und schnittig geneigt. Die einen würden eine minimalere Rundumsicht kritisieren, ich fühle mich wie im Sportwagen. Ein aufregender Mix.
Dann lasse ich den 160-PS-Vierzylinder-Motor mal aufheulen. Von wegen. Nicht nur ich bin völlig entspannt, auch die Gemütsruhe des CC ist beeindruckend, als ich über die Fördestraße rausche. Am Sound spart das Coupé, zeigt sich dafür an anderer Stelle großzügig. Denn obwohl ich alleine Richtung Eckernförde rolle, sind mit mir gleich mehrere Assistenten an Bord. Zuerst probiere ich den „Lane Assist“ aus. Halte ich mal nicht akkurat die Spur und drohe abzudriften, erkennt der „clevere Copilot“ die Straßenmarkierung und bringt mich auf den richtigen Weg zurück. Etwas unheimlich, wenn auf einmal ein Ruck durchs Lenkrad geht, der CC sich zum Kapitän macht und die Lenkrichtung korrigiert. Die übrigen Assistenten, die mich warnen, wenn ein Fahrzeug im toten Winkel ist oder ich drohe einzuschlafen, und die in der Stadt eine Vollbremsung einleiten können, geben ein sicheres Gefühl.
Fühlt sich wie im Sportwagen: Olaf Ernst
Nach meinem vierstündigen Törn bin ich zufrieden. Der VW CC macht nicht nur optisch einiges her, sondern garantiert auch sicheren Fahrspaß auf höchstem Niveau – kurz gesagt ein Coupé mit Reisekomfort. Mit einem Passat der Mittelklasse hat er nur noch wenig gemeinsam. Fragt sich nur, warum die Produktmanager aus Wolfsburg so lange gebraucht haben, um dies zu erkennen. Denn in den USA wird der VW CC unter diesem Namen schon seit vier Jahren verkauft.
Der VW CC
Länge: 4,90 m • Breite 1,86 m • Höhe 1,42 m
Motoren: drei Benziner mit 160 bis 300 PS, zwei Diesel mit 140 oder 170 PS optional mit BlueMotion Technology
V-max: je nach Motorisierung 209 bis 240 km/h
Preis: ab 31.800 Euro