RENDSBURGerleben-Redakteur Markus Till trifft in diesem Monat mit Kim Häusgen einen Mann, der Kindern in schweren Zeit hilft – mit dem Team DoppelPASS e.V.
RENDSBURGerleben: Kim, stell uns doch bitte den Verein Team DoppelPASS e.V. kurz vor!
Kim Häusgen: Team DoppelPASS wurde vor gut elf Jahren von Nortorfer Fußballern gegründet, die Gutes tun wollten.
So einfach ... ?
Ja, eigentlich schon. Es steckt natürlich viel mehr dahinter.
Nämlich?
Das Ziel ist, Kinder und ihre Familien glücklich zu machen. Wir reden dabei von krebskranken Kindern, die in den Uni-Kliniken in Kiel und Lübeck stationär aufgenommen wurden und dort behandelt werden. Diesen wollen wir Gutes tun.
Wie geschieht das im Detail?
Der reguläre Ablauf ist: Die Kinder erkranken an Krebs, kommen in die Uni-Klinik, und dort werden die Eltern von den Schwestern auf uns aufmerksam gemacht. Dann nehmen die Familien Kontakt mit dem Team DoppelPASS e.V. auf und wir besprechen die Wünsche bei der monatlichen Sitzung und versuchen, diese zu realisieren.
Sind die betroffenen Familien aus dem Umkreis?
Wir sind Schleswig-Holstein-weit aktiv.
Wie nimmt man Kontakt mit euch auf?
Über die Kinderkrebsstationen in der Uni-Klinik Kiel und der Uni-Klinik Lübeck wird der Kontakt geknüpft. Die Mitarbeiter in den Krankenhäusern hören in den Gesprächen heraus, dass es irgendwo drückt und weisen dann auf uns hin.
Und die Mitarbeiter geben euren Kontakt weiter?
Die geben den Eltern den Tipp, dass sie uns von Team DoppelPASS e.V. eine Mail schreiben sollen, dass wir Gutes tun wollen.
Und welche Wünsche sind das?
Wir erfüllen Herzenswünsche für die Kinder, die die Krankenkassen nicht zahlen.
Ist denn auch irgendwo zu erkennen, wohin die Spendengelder fließen?
Wir präsentieren Wünsche und deren Erfüllung auf Facebook, natürlich auch damit die Sponsoren wissen, was mit ihrem Geld passiert. Das ist für uns quasi ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber unseren Spendern.
Wie hat das damals begonnen mit Team DoppelPASS e.V.?
Thorben (Schütt) hat selbst einen Schicksalsschlag erlitten und sich mit einer Büchse zum Spiel der ersten Herrenmannschaft auf den Sportplatz in Nortorf gestellt und Geld gesammelt für krebskranke Kinder. Er hat quasi aus seiner eigenen Geschichte den Sinn dieses Vereins gedreht und das wächst seitdem beständig weiter.
Hat er das allein bewerkstelligt?
Zu Thorben kamen Timo Görlitz und Mirko Nitschmann. Die drei haben den Verein Team DoppelPASS e.V. gegründet. Personell entstand ein Schneeballeffekt, sodass das Team stetig wuchs.
Sind denn alle Fußballer, die dort mitmachen oder mitgemacht haben?
Nein, nicht alle. Wir nennen uns alle Fußballer und Fußballverrückte. Aber gespielt zu haben, ist kein Muss.
Was war dein Grund, mitzumachen?
Thorbens Geschichte ist auch meine. Meine Mutter ist an Krebs gestorben, als ich 16 Jahre alt war. So kann ich seine Philosophie aus der Gründung wunderbar nachvollziehen und weitertragen. Und: Ich habe viele Jahre Fußball gespielt und wollte danach etwas Soziales machen. Da fiel die Wahl leicht.
Und jetzt hast du den Vorsitz übernommen, weil Thorben und Mirko aufgehört haben?
Mirko und Thorben haben jetzt aufgehört, weil es einfach zu viel wurde. Die Anfragen und Termine werden immer mehr und das Privatleben leidet. Aber ihr größter Wunsch war, dass es weitergeht. Nach einigen Wochen habe ich entschieden: Wir machen weiter. Es geht um die Sache. Und die ist es wert, weiterzumachen. Es hätte ihnen das Herz gebrochen, wenn wir aufgehört hätten. Und ich führe ihre Philosophie in ihrem Sinne weiter.
Sehr lobenswert. Habt ihr nach der vollzogenen Spende weiter Kontakt zu den Eltern oder Kindern?
Ja, auf jeden Fall. Wir versuchen, den Kontakt weiter aufrecht zu erhalten. Die Eltern sind im Krankenhaus so mit ihrem Kind beschäftigt und in einer Art Schockzustand, dass sie sich seltener bei uns melden. Erst wenn sie zu Hause sind, wird alles ein bisschen klarer. Darum unterstützen wir eine Nachsorgestelle bei der Uni-Klinik Lübeck, die genau dafür da ist. Und die Mitarbeiter kümmern sich auch zu Hause um die Kinder und geben Unterstützung, auch in beratender Funktion, wenn es zum Beispiel darum geht, Gelder zu beantragen.
Ihr sammelt im Laufe des Jahres enorme Summen.
Ja, das ist richtig. Aber uns ist wichtig, dass jeder Euro, der gespendet wird, auch seinem Zweck zukommt. Es wird nichts gespart oder zurückgelegt. Uns ist wichtig, dass man sich an uns wendet und die Hemmschwelle überwunden wird. Viele haben Angst, zu betteln. Aber diese Angst wird den Eltern auch schon im Krankenhaus genommen.
Einmal im Jahr veranstaltet ihr ein großes Event mit dem Zweck, Gelder zu sammeln.
Genau, unsere Hallenfußball-Benefizgala in der Gemeinschaftsschule Nortorf. Die findet einmal im Jahr statt und hatte im Verlauf der letzten Ausgabe etwa 1.500 Besucher. Dabei wurden 67.500 Euro eingesammelt. Gestartet wurde damals mit 500 Euro. Am 9. Februar 2019 findet die nächste Auflage statt. Wir sind aber nicht auf Rekorde aus, sondern freuen uns über Spende, sei sie noch so klein.
Das Interview führte Markus Till