Wenn alles nach Plan läuft, könnte der Stadion-Neubau bereits 2024 starten. Ein Name wird in diesem Zusammenhang besonders heiß diskutiert und zum Politikum.
Deutscher Meister 1912 – diese Ehre wurde einst dem Zweitligisten der Landeshauptstadt, Holstein Kiel, zuteil. Seine Fans zehren bis heute von diesem historischen Erfolg, indem sie dies in Gesängen und Sprechchören auf den Rängen während der Heimspiele der Störche zum Besten geben. Verantwortlich für die erste und bisher einzige Meisterschaft an der Kieler Förde war der damalige Spieler Ernst Möller, der sich mit seinem Siegtreffer am 26. Mai 1912 in die Geschichtsbücher eintrug. Holstein Kiels Fanclub, der passenderweise „Gruppo Ernesto“ heißt, möchte diesen Namen nun raus den Büchern und rein in die öffentliche Wahrnehmung der Stadt bringen. Nicht etwa mit der Benennung des neuen Holstein-Stadions, das in den kommenden Jahren entstehen wird, sondern mit einer Zufahrtsstraße – einfacher gesagt als getan.
Steenbeker Ortsbeirat sorgt für Verwirrung
Bei der Namensfindung für die neue Straße sollen zwar die Bürgerinnen und Bürger mit einbezogen werden und möglichst auch ein Holstein-Bezug zu erkennen sein, nur bitte keine Personennamen. Soweit, so kurios die Meinung Jan Leuterts, der dies in einem Zeitungsartikel äußerte. Straßenbenennungen sind normalerweise Sache der Selbstverwaltung und sollten vom Kulturausschuss geprüft werden, was keine Verzögerung darstellen sollte. Auch historisch gesehen gibt es ihrer Meinung nach keinen Grund, Personen auszuschließen. Inzwischen scheint sich die Ablehnung von Personennamen „gelockert“ zu haben. Nicht zuletzt durch Eingebungen von Fans und Interessierten. Die „Gruppo Ernesto“ ist eine solche Interessengemeinschaft. Ihr erster Vorsitzender betrachtete es als erstes Ziel, den Namen „Ernst-Möller-Straße“ auf die Vorschlagsliste zu hieven, um dann in einer Abstimmung den 1916 im 1. Weltkrieg gefallenen Fußball-Helden zu würdigen.
Im Interview erklärt der Fanclub-Vorsitzende Tobias Meier (40), warum kein Weg an der „Ernst Möller Straße“ vorbeiführt.
Herr Meier, warum muss die Straße am neuen Holstein-Stadion „Ernst Möller Straße“ heißen?
Die Benennung der Straße nach einer Vereinsikone würde hierbei identitätsstiftend und kulturfördernd wirken. Und Ernst Möller als einer der ersten Kieler Fußballpioniere und als Nationalspieler, der nach seinen beiden Toren zum 2:2 in seinem ersten Länderspiel gegen England, als einer der besten Linksaußen Deutschlands galt, ist geradezu prädestiniert dazu Namensgeber für diese Straße zu sein. Darüber hinaus ist sein goldenes Tor zur einzigen Deutschen Meisterschaft 1912 einfach ikonisch. Daher wäre der Name „Ernst-Möller-Straße“ eine Würdigung seiner sportlichen Leistungen für Holstein Kiel und die DFB-Elf.
Ihre Fangruppe hat sich nach Möller benannt. Abseits von seinem Siegtor 1912. Was zeichnete Möller als Mensch aus?
Wenn wir den wenigen Quellen, die wir haben, trauen dürfen, war Möller nicht nur ein guter Stürmer, sondern auch eine Führungspersönlichkeit auf und neben dem Platz. Besonders die zahlreichen Kondolenzbekundungen nach seinem frühen Tod 1916 (mit nur 25 Jahren) aus ganz Deutschland zeugen davon, dass er sich überregionaler Beliebtheit erfreuen konnte.
Was muss passieren, damit es mit der Namensgebung klappt?
Im ersten Schritt muss der Ortsbeirat Personennamen für die Namensgebung der Straße zulassen. Im zweiten Schritt werden fünf Namen von einer noch nicht näher benannten Jury ausgewählt und den Kielerinnen und Kielern zur Abstimmung gegeben. Schafft es die Ernst-Möller-Str. in diese Auswahl, ist es von da an Demokratie.
Welche Alternativen gibt es zum Vorschlag „Ernst-Möller-Straße“?
Gehört haben wir bisher lediglich ermüdend langweilige Namen wie „Blau-Weiß-Roter-Weg“ oder „Störchestraße“, die wir als wenig traditionsfördernd erachten.
Was konkret tut die „Gruppe Ernesto“, damit es klappt?
Wenn die Ausschreibung der Stadt beginnt, dann liegt es an uns als Gruppe und allen, die sich für die Ernst-Möller-Straße einsetzen, diesen Namen auch vielfach vorzuschlagen. Dann hoffen wir darauf, dass die Jury sich nicht vor einem längeren Genehmigungsprozess (Personennamen bedürfen einer genaueren Überprüfung) abschrecken lässt und dem Wunsch vieler Kieler Fans nachkommt und Personennamen zulässt. Dafür werden wir als Gruppe weiter Öffentlichkeitsarbeit, quasi etwas Wahlkampf machen.
Kieler können Vorschläge einreichen
Ab kommendem Montag, dem 30. Oktober, können Vorschläge, wie die neue Straße am Holstein-Stadion künftig heißen soll, eingereicht werden. Ab dem 30. Oktober um 00.01 Uhr können Vorschläge eingereicht werden – entweder per Mail an redaktion@holstein-kiel.de oder per Formular unter www.holstein-kiel.de/namensfindung-stadion-strasse. Hinweis: Jede Mail wird im Vorfeld der Juryentscheidung auf ihre Umsetzbarkeit eingehend geprüft.
Die KSV Holstein bittet darum, dass pro Mail nur EIN Name vorgeschlagen wird. Hierbei ist es egal, wie häufig ein Vorschlag eingereicht wird. Die Anzahl hat KEINEN Einfluss auf die Entscheidung der Jury.
Der Einsendeschluss der Vorschläge ist am 10. November um 15 Uhr.