Seit Jahren wächst die Zahl der Obdachlosen auf den deutschen Straßen und auch Kiel bildet hier keine Ausnahme. Jetzt, wo wir bei Frost und Minusgraden alle gemütlich in unseren beheizten Wohnzimmern sitzen, sind viele von ihnen mehr denn je auf unsere Hilfe angewiesen.
Kein Bett, kein warmes Essen, nicht mal ein Dach über dem Kopf. Von über 1.200 Frauen und Männern in Kiel ist laut Stadtmission bekannt, dass sie wohnungslos sind, 40 bis 50 von ihnen sind obdachlos. Dabei dürfte die Dunkelziffer noch um einiges höher sein. Während der aktuell eisigen Temperaturen sind die meisten von ihnen auf Hilfen angewiesen. Doch welche Hilfen gibt es und vor allem: Wie genau kann man selbst helfen? Wir haben nachgefragt.
Aktion Winterhilfe der Stadt Kiel und „Kieler helfen mit Herz“
Die Ehrenamtlichen von „Kieler helfen mit Herz“ verteilt mehrmals in der Woche Suppe und To-Go-Tüten, Sohlenwärmer, Handwärmer, Hygieneartikel, Masken und bei Bedarf auch Isomatten und Schlafsäcke.
Mit der „Winterhilfe“ könnt ihr Obdachlosen und deren „vierbeinigen Freunden“ jetzt direkt helfen. Das Prinzip ist denkbar einfach. Ihr füllt einen Schuhkarton mit Spenden aus einer dafür angefertigten Liste, die ihr online unter Winterhilfe einsehen könnt, lasst ihn für die Prüfung durch „Kieler helfen mit Herz“ geöffnet und gebt ihn schließlich im Welcome Center in der Andreas-Gayk-Straße ab.
Die Bringzeiten sind Montag, Mittwoch und Freitag von 12 bis 17 Uhr sowie Dienstag und Donnerstag 12 bis 13 Uhr. Vorerst soll die Aktion bis Ende Februar laufen. Das fleißige Team von Kieler helfen mit Herz verteilt die Schuhkartons dann an Obdachlose. Auch wir haben schon ein Paket zusammengestellt. Schaut mal hier. So einfach ist das.
Warme Container der Stadt Kiel
In Zusammenarbeit mit der stadt.mission.mensch gGmbH, der Caritas und Hempels hat die Landeshauptstadt im November das Winterquartier für Obdachlose in der Adolf-Westphal-Straße geöffnet. Hier finden nun jeweils 16 hilfebedürftige Menschen einen warmen Platz zum Schlafen. Immer zu zweit werden sie in einem Wohnabteil schlafen und auch Duschen und Toiletten sind natürlich vorhanden.
Um das Angebot nutzen zu können, muss sich täglich vormittags bei der Zentralen Beratungsstelle für Männer (ZBS) im Fleethörn 61A, beziehungsweise der Frauenberatungsstelle (FBS) in der Damperhofstraße 12 angemeldet werden. Dann wird ein Corona-Schnelltest gemacht. Ist dieser negativ, wird den bedürftigen Menschen der Zugang zu der Anlage gewährt. Die Container werden von der stadt.mission.mensch gGmbH betreut und sind täglich ab 17.30 Uhr geöffnet.
Wie könnt ihr selbst helfen?
Wir haben Kirsten Könnecke von „Kieler helfen mit Herz“ gefragt, was man selbst unternehmen kann, wenn man helfen möchte. „Wichtig ist, auf jeden Fall nicht weg zu schauen und sich den Mut nehmen, die Obdachlosen anzusprechen“, erklärt Kirsten. Das bedeutet, dass ihr einfach nachfragen könnt, ob und womit ihr helfen könnt. Vielleicht mit einem heißen Kaffee, mit heißem Tee oder einer warmen Suppe. „Viele Obdachlose freuen sich auch sehr über ein nettes Gespräch“, weiß Kirsten zu berichten. Und am wichtigsten ist wohl, nicht einfach wegzusehen. Wenn eine Person beispielsweise nicht ansprechbar ist, bitte checken, ob ärztliche Hilfe nötig ist und dann auch entsprechend den Notruf alarmieren.
Doch auch diejenigen, die in den verschiedenen Notunterkünften untergebracht sind, benötigen Unterstützung. So beispielsweise circa 300 Menschen, die zwar in Hotels untergekommen sind, dort aber keine Möglichkeit haben, sich ein warmes Essen zuzubereiten. Sie bekommen von der Stadtmission ein- bis zweimal wöchentlich ein warmes Essen geliefert. Anderen Menschen, zum Beispiel jenen in Familiennotunterkünften, in Frauennotunterkünften, in Männernotunterkünften oder im Tages- und Kontaktladen fehlt es an Vielem. Für Unterstützung und für viele weitere Projekte ist die Stadtmission immer auch auf Geld-Spenden angewiesen. Auf der Website der Stadtmission könnt ihr direkt via PayPal spenden.
Was tun in einem Notfall?
Es gibt Hilfenummern, die ihr wählen könnt, wenn ihr Hilfe für Obdachlose in der Stadt holen wollt:
Kiel: (0431) 26 04 46 30
Rendsburg: (04331) 277 19
Neumünster: (04321) 45 11
Wenn ihr bemerkt, dass sich ein Mensch in einer gesundheitlichen Notlage befindet oder nicht ansprechbar ist, dann solltet ihr allerdings sofort den Notruf wählen:
110 für die Polizei
112 für Rettungsdienste und Feuerwehr
116117 für ärztlichen Bereitschaftsdienst
Die Rettungssanitäter*innen entscheiden dann vor Ort, ob und wie der Person geholfen wird. Ihr braucht keine Angst vor Kosten zu haben, denn auch wenn kein medizinischer Einsatz notwendig ist, müsst ihr die Kosten selbstverständlich nicht übernehmen.
Wenn ihr euch nicht selbst traut, eine obdachlose Person anzusprechen, dann bittet andere Passant*innen um Hilfe. Wichtig: Wenn jemand ein Hilfsangebot ablehnt, dann solltet ihr dies in jedem Fall akzeptieren.
Denkt immer daran: Schaut nicht weg und verschließt nicht eure Augen!