Der mobilcom-debitel Ocean Jump hat sich in den vergangenen sieben Jahren zu einem Highlight der Kieler Woche entwickelt, das zehntausende Zuschauer an den Germaniahafen lockt. KIELerLEBEN sprach mit dem Veranstalter und Geschäftsführer des Terra Oceanis Verlags, Alexander Lehmann, über die Besonderheiten des Events, die Angst vor dem Kieler-Woche-Wetter und die Zunahme an kostenpflichtigen Unterhaltungsangeboten beim größten Volksfest Norddeutschlands.
KIELerLEBEN: Wie kommt man auf die Idee, Windsurfer und Biker eine Rampe runterfahren und ins Wasser springen zu lassen?
Alexander Lehmann: Unsere Nähe zu den Funsportarten durch unser Windsurfing Jahrbuch und das Pedaliéro Mountainbike-Magazin, die Begeisterung für Jackass (eine US-amerikanische Fernsehsendung, in der gefährliche Stunts durchgeführt werden, Anm. d. Red.) und der Drang, neue Dinge auszuprobieren, erklären das vielleicht ein wenig.
Aus einem kleinen Ein-Tages-Event ist in nur sieben Jahren eine professionelle Weltmeisterschaft geworden, die über mehrere Veranstaltungstage zehntausende Menschen begeistert. War so eine Entwicklung geplant?
Das war am Anfang überhaupt noch nicht abzusehen. Wir versuchen, von Jahr zu Jahr eine Steigerung der Attraktivität des Events für die Zuschauer, aber vor allem auch für die Fahrer zu erreichen. Wir möchten die Besucher der Kieler Woche bestmöglich unterhalten und ihnen neben Bier- und Wurstständen ein Spektakel bieten, das weltweit einmalig ist. Es fehlte der Großveranstaltung Kieler Woche ein sportliches Highlight im Stadtzentrum.
Wie schlecht schläfst du bei negativen Wettervorhersagen vor dem Event?
Das hat sich gebessert, denn ich habe gelernt, dass Wettervorhersagen, die über 48 Stunden hinausgehen, sinnlos sind. Wenn man sich klarmacht, dass man sowieso nichts ändern kann, schläft man ruhiger. Das sinnvollste Tool aller Wetterdienste ist die 90-Minuten-Prognose des Regenradars. Anhand dieser Vorhersage kann man während des Events sehen, ob und wie lange man eine Pause machen sollte. Eines ist klar: Zur Kieler Woche werden wir immer April-Wetter haben – damit habe ich mich abgefunden.
Nur sehr wenige Funsportevents schaffen es, namhafte Sponsoren zu gewinnen. Wie habt ihr das hinbekommen?
Funsportevents haben es hinsichtlich der Finanzierung tatsächlich sehr schwer. Es fehlt ihnen in erster Linie die mediale Aufmerksamkeit, die für Sponsoren entscheidend ist. Deshalb setzen viele große Unternehmen vor allem auf Mainstreamthemen wie Fußball, Leichtathletik oder Formel 1. Das ist zwar irre teuer, nur erklären muss man so ein Engagement keinem – auch nicht einem Vorstandsvorsitzenden. Aufgrund der angespannten Budgetsituation in den Marketingabteilungen trifft man immer seltener auf Menschen, die den Mut haben, mit außergewöhnlichen Konzepten und Ideen neue Wege zu gehen. Zum Glück haben wir Sponsoren für den Ocean Jump gewinnen können, die sich weniger als reine Geldgeber, denn als Förderer und Partner des Events sehen. Deshalb sind wir gerade mobilcom-debitel, Nokia und Vitamizzer auch sehr dankbar. Sie haben etwas riskiert und etwas vollkommen Verrücktes unterstützt – und zum Glück haben wir damit gemeinsam Erfolg. Gemeinsam geht mehr!
Alexander Lehmann freut sich schon auf den Ocean Jump 2013; Foto: Jonas Petong
Ist die Akquise nach sieben Jahren noch genauso schwer wie damals?
Zum Glück nicht. Durch die Einmaligkeit des Ocean Jumps gepaart mit der Vergabe eines Weltmeistertitels haben wir mittlerweile eine nationale Verbreitung über TV, Print und Hörfunk, die für ein Funsportthema außergewöhnlich ist. Und auch unter den Kielern und den Besuchern der Kieler Woche hat sich mittlerweile rumgesprochen, dass die Show sehr attraktiv anzusehen ist, und so hat der Ocean Jump wohl mehr Zuschauer als alle anderen Extremsportveranstaltungen der Welt.
Stichwort Refinanzierung eines solchen Mega-Events: Wann nehmt ihr für den Ocean Jump Eintritt?
Das kann ich mit Sicherheit ausschließen. Das passt nicht zu unserem Konzept. Und wenn du das neue Bühnenkonzept an der Hörn im Hinterkopf hast, wo in diesem Jahr erstmalig bei den Auftritten einzelner Künstler Eintritt verlangt wurde, so kann ich nur sagen, dass ich persönlich die neue Situation begrüße. Auf der einen Seite, wollen die Menschen Sicherheit und tolle Acts, auf der anderen Seite soll das nichts kosten. Diese Zeiten sind vorbei. Die Bühnen haben, wie alle anderen Marktteilnehmer auch, es nicht mehr so einfach wie noch vor zehn Jahren. Da ist auf der einen Seite die Stadt Kiel, die berechtigterweise nach dem Drama der Loveparade in Duisburg viel genauer auf die Entzerrung und Sicherheit großer Menschenmengen schaut und den Veranstaltern umfangreiche und sehr teure Sicherheitspläne auferlegt. Auf der anderen Seite sind da die schrumpfenden, beziehungsweise neu verteilten Marketingbudgets großer Firmen – Stichwort Multimedialität. Die Alternative zum sporadischen Eintritt wäre also keine Bühne.
Also bist du bereit, Eintritt zu zahlen?
Auf jeden Fall. Ich gehöre zu den Menschen, die sich eher dafür entscheiden würden, eine Veranstaltung zu besuchen, wenn ich sicher weiß, dass ich auch reinkomme und nicht wie eine Sardine in der Dose gepresst vor der Bühne stehen muss. Der Online-Vorabverkauf ist super. Gerade auch für Familien. Der Spitzen-Kartenpreis von 7 Euro ist sehr moderat. Das sind gerade mal zwei Bier in der Eggerstedtstraße … Natürlich verändert sich so die Charakteristik der Kieler Woche. In meinen Augen aber nicht unbedingt zum Negativen. Denn Sicherheit ist ein hohes Gut. Ich verstehe die Erwartungshaltung mancher Menschen nicht.
Apropos Erwarten: Worauf dürfen wir uns beim nächsten Ocean Jump freuen?
Auf eine höhere Rampe und damit noch sensationellere Sprünge! Generell wollen wir die Attraktivität weiter steigern, wir arbeiten schon daran. Lasst euch überraschen. Doch erst einmal werden wir den 2012er-Event noch einmal gebührend feiern. Am 1. September treffen sich alle Ocean-Jumper und hoffentlich viele Freunde des Events zur großen mobilcom-debitel Ocean Jump Aftershow-Party im MAX! Dort ist dann auch die Uraufführung des Event-Movies. Ich hoffe, ihr seid dabei!