Ihr Markenzeichen: die raue, kratzige Stimme. Sie ist laut, schrill und tanzt ausgelassen über die gesamte Bühne. „Ich glaub´ ich bin ein Ding, wenn´s in Bewegung ist, macht´s einen Sinn“, singt Cäthe mit wunderbar rauchiger Stimme. Und am Freitag, den 30. März, war Cäthe in Bewegung, auf der Orange Club-Bühne in Kiel.
Catharina Sieland alias Cäthe zählt zwar zu den Newcomern, ist aber längst kein Geheimtipp mehr. Dennoch betritt sie fast zaghaft die Bühne, wirkt beinahe schüchtern. Aus ihren Liveauftritten ist Cäthe bekannt für skurrile Outfits, wie etwa einem Kleid aus Müllsäcken, doch am Freitag: bequeme schwarze Schuhe, schwarze Röhrenjeans mit knallig rotem Gürtel und schwarze Bluse mit weißen Pünktchen – fast schon brav. Die Band beginnt zu spielen, und Cäthe tanzt ausgelassen über die Bühne, füllt den Club mit ihrer präsenten und authentischen Art – stimmgewaltig und außergewöhnlich.
Die komplexen, zum Teil verspielten Klänge werden durch Cäthes Reibeisenstimme erst komplett. Feinsinnig, deutschsprachig und mit Tiefgang – die zumeist autobiografischen Texte lassen einen Blick auf Cäthes Gedanken zu. Das Kieler Publikum liebt ihre raue Stimme. Stillstehen – unmöglich. Wenn man Cäthe auf der Bühne tanzen sieht, dann muss man sich bewegen. Man wird förmlich angesteckt von ihrer verspielten und aufmüpfigen Art.
Doch Cäthe zeigt unweigerlich auch ihre andere Seite: Ist der tobende Applaus verklungen, wird es still, Cäthe ganz ruhig. Zum Publikum sagt sie nicht viel. „Okay, ich sage blubb und ihr sagt, so ist es, okay?!“, kommt es fast schüchtern rüber. Cäthe wirkt ruhig, verletzlich. Doch schon beim nächsten Song lässt sie die Rebellin wieder raus.
Seit September steht Cäthes Debütalbum im Handel. „Ich muss gar nichts“ – eine Platte mit 12 Titeln. Die Texte wirken, als könne man es ihr nie Recht machen, verspielt, aufmüpfig und ehrlich. Cäthe ist kein Geheimtipp, Cäthe ist ein offenes Geheimnis.
Text: Jenny Discher
Fotos: Cindy Stender