In ihrer monatlichen Kolumne äußert sich Hanne Pries – Sängerin der Kultband Tiffany und Grundschullehrerin – zu aktuellen Themen. Mal witzig, mal nachdenklich, aber immer mit ihrer persönlichen Note.
Puh – bis Juni 2018 isses gerettet. Unser Kieler Schloss. In einer Spiegel-online-Umfrage des letzten Jahres wurde nach schlimmst-hässlichen Gebäuden in Deutschland gefragt, die gerne abgerissen werden könnten. Die erste (!) Antwort darauf kam aus Kiel: „Unser ausgenommen hässliches Kieler Schloss kann weg!“ Och nö. Das muss man anders sehen. Unser Schloss kann halt eine abwechslungsreiche Baugeschichte vorweisen.
Wo sind denn Herz und Blick fürs Wesentliche, das ja für die Augen unsichtbar ist?! Gucken Sie doch bitte mit den Augen der Liebe! Welcher grüne Teppichboden begleitet Sie schon so lange durch Konzerte, Versammlungen, Bälle und Veranstaltungen aller Art? Wo versinkt man in weicheren, roteren Sesseln, die stundenlangen Konzertschlaf ermöglichten? Ich mag die charmanten Herren am Einlass, die vertrauten, freundlichen Gesichter hinterm Tresen, die kleinen Sektgläser, den riesigen Toilettenspiegel und die Garderobenmarken. Ich liebe die goldenen Balkone, die Katakomben, Garderoben und überhaupt den Konzertsaal. Der Intendant des SHMF sagte: „Hier umschlingt das Publikum gewissermaßen die Kultur.“ Oh ja. Das tun wir. Für den Freundeskreis Kieler Schloss ist es „die Akropolis Kiels“. Ja, warum denn nicht?! Und im Ernst: Das Schloss, so türmchenlos, wie es ist, ist ein Teil dieser Stadt wie Förde und Fischbrötchen. Ideen des Neuaufbaus als Alt-Schloss sind in diesen Zeiten gerade nicht angesagt. Aber bitte, erhaltet es als Bürgerresidenz und attraktiven Veranstaltungsort. Am besten mit Orgel und allem schicken Drum und Dran. Ja? Ich habe diesen alten, ollen Bau ins Herz geSCHLOSSen, mit vielen Erinnerungen, und bin nicht böse, wenn mich einer direkt davor fragt: „Wo, bitte, geht’s hier zum Kieler Schloss?“