Im Oktober 2012 wurde Pierre Gilgenast zum Bürgermeister Rendsburgs gewählt. Wie wichtig dem 53-Jährigen Fockbek und Rendsburg sowie die Nähe zu den Menschen sind, hat er mir beim Spaziergang mit Hund Porthos erzählt
KIELerleben: Ihr Hund ist ein Labrador und wie alt?
Pierre Gilgenast: Porthos ist ein Labrador-Zwergschnauzer-Mischling und mittlerweile zehneinhalb Jahre alt. Wir haben ihn als Welpen gekriegt und wirklich viel Freude mit dem Hund.
Warum Porthos? Hat der Name eine Bedeutung für Sie?
Naja, er ist mit seinen fast 10 Kilogramm schon ein richtiger Musketier, und treu ist er auch. Allerdings gab es auch eine Star-Trek-Serie, bei der der Hund des Captains ebenso hieß.
Wo laufen Sie am liebsten mit Porthos?
Ich mag den Bereich der Grönsfurt. Diese Landschaft ist für mich etwas ganz Besonderes. Nach einer wissenschaftlichen Ausarbeitung von 2011 bewegen wir uns auf den Ort zu, an dem der allererste deutsch-dänische Friedensvertrag geschlossen wurde. Das war im Jahr 811. An dieser historischen Stelle durfte ich 2011 diesen Gedenkstein mitaufstellen, damals noch als Fockbeker Bürgermeister. Ich bin heute immer noch gern hier, weil hier ein weitgehend unentdeckter historischer Bereich ist. Der vorhandene Burggrund und die Hafenanlage ist bislang nicht untersucht worden. Ich interessiere mich sehr für die Stadt- und Heimatgeschichte und kann mich dafür entzünden, neben der Juristerei und allem, was einen beruflich bewegt.
Wo machen Sie gern Urlaub? Gibt es einen Lieblingsurlaubsort?
Wenn wir unseren Urlaub nicht zu Hause verbringen, reisen wir gern auf die griechischen Inseln. Kreta hat es uns da besonders angetan.
Sie sind sehr verwurzelt mit der Umgebung. Sind Sie ein bodenständiger Mensch? Oder hat es sich einfach so ergeben?
Ich denke, dass sich das eher so ergeben hat. Erst in Rendsburg geboren und aufgewachsen, zog es meine Eltern nach Fockbek. Mit 18 trat ich in die SPD ein und engagierte mich fortan kommunalpolitisch - ganz nach dem Großvater, der Senator und stellvertretender Bürgermeister in Rendsburg war. Als 1998 Fockbek einen hauptamtlichen Bürgermeister suchte, bewarb ich mich erfolgreich. So bin ich dann auch immer in der Region geblieben.
Was bedeutet Ihnen Fockbek?
Meine Frau und ich haben in Fockbek geheiratet und dann unser Haus gebaut. Wir fühlen uns dort privat sehr wohl und haben eine großartige Nachbarschaft. Natürlich verbinde ich mit Fockbek auch eine wunderbare, vierzehnjährige Amtszeit.
Was bedeutet Ihnen Rendsburg?
Nun, Rendsburg ist meine Geburtsstadt und steht beruflich in meinem Mittelpunkt. Die Stadt hat mir die Chance gegeben, nach dem Hauptschulabschluss mein Abitur vor Ort nachzuholen, meine Bundeswehrdienstzeit im NATO-Hauptquartier LANDJUT abzuleisten oder bei Clemens erste Tanzschritte zu lernen.
RD hat laut Wikipedia 29 Stadtteile. Favorisieren Sie einen?
Die Rendsburger Stadtteile sind zum Teil sehr unterschiedlich. Mit Mastbrook verbinde ich ein starkes soziales Engagement. Die „Grüne Mitte“ und die neue Mehrzweckhalle werden die gute Stadtteilarbeit unterstützen, die dort geleistet wird. Den Einsatz der Aktiven für ihren Stadtteil halte ich für überragend.
Wie schwer ist es in der heutigen Zeit, Politik zu machen?
Ich denke, dass es zunehmend schwerer wird. Zum einen fehlt es häufig am erforderlichen Geld. Wenn es Förderprogramme gibt, sind diese zu kompliziert und benötigen viel Rücksprache mit dem Fördergeber. Aber wenn man etwas erreichen möchte, muss man eben dicke Bretter bohren. Sorgen mache ich mir über den geringen „Nachwuchs“ in der Politik. Wir brauchen immer frische Gedanken, Schwung und Ideen. Politik muss lebendig sein mit dem Wunsch, Dinge zu verbessern. Mich ärgert es zunehmend, wenn nur kritisiert wird. Nein, mitmachen und gestalten muss unser gemeinsames Motto sein.
Ist es heute schwieriger als früher oder haben sich die Zeiten und damit die Anforderungen an Regierende einfach verändert?
Ich bin der Meinung, dass jede Zeit ihre besonderen Herausforderungen hat, aber ich stelle schon fest, dass es eine Forderungshaltung gibt, und das Miteinander leidet. Auffällig ist zudem, wie gedankenlos und verletzend das Internet geworden ist. Manchmal denke ich auch, dass der Umgang miteinander insgesamt respektloser geworden ist.
Ist es wichtig für Sie, nah an den Menschen dran zu sein?
Ja, dass ist es. Nur wenn man, weiß, wo der Schuh drückt, kann man unterstützen. Wenn man Verantwortung für andere tragen darf, muss man vor Ort sein, wissen, worum es geht. Jedenfalls habe ich mich nie hinter dem „grünen Tisch“ versteckt.
Sind Sie ein geduldiger Mensch?
Nicht mehr als andere auch - aber ich musste erkennen, dass größere städtische Vorhaben ihre Zeit brauchen. Selbst, wenn man sie schneller machen will, ist man von anderen abhängig und benötigt Zeit.
Stößt man als Jurist einige Dinge anders oder gar nicht erst an, weil man um die Komplexibilität von Verträgen und Verhandlungen weiß?
Nein, mir hilft das juristische Studium dabei frühzeitig zu erkennen, wo die Fallstricke oder Herausforderungen liegen.
Auf welche Entwicklungen sind Sie gerade besonders stolz?
Darauf, dass es endlich in der Innenstadt mit „Hertie“ vorangeht. Im April soll der Abriss des alten Gebäudes beginnen. Auch der Ausbau der Holsteiner Straße geht gut voran und wird im Rahmen der Gestaltung die stolze Rendsburger Geschichte aufnehmen. Besonders beeindruckend ist Rendsburgs Kulturangebot - klasse, dass hier nun auch der Sitz des Landestheaters mit vielen neuen Mitarbeitenden ist. Am wichtigsten scheinen mir aber die zahlreichen Erweiterungen unserer Schulen und Kindergärten zu sein, die in den letzten Jahren entstanden sind.
Sie sind seit Januar 2013 Rendsburgs Bürgermeister. Wie lang gilt Ihr Mandat und was kommt danach?
Die Amtszeit in Rendsburg beträgt acht Jahre und ich lebe diese Aufgabe. Deshalb werde ich auch ab 2020 für dieses Amt zur Verfügung stehen. Die Lebenssituationen der Menschen zu verbessern, etwa mit ausreichend Kindergarten- oder Schulplätzen, die Ausweitung der Stadtteilarbeit oder die Belebung der Innenstadt bleiben wichtige Aufgaben. In Rendsburg leben derzeit fast 30.000 Menschen, und ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass sie sagen „Rendsburg-find‘ ich gut!“
Markus Till