Für eine Projektarbeit zog es sechs Studierende des Historischen Seminars raus aus der Bibliothek und rein in die Gegenwart. Entstanden sind so mehrere Artikel, welche den Ursprung und die Bedeutung des Straßenmagazins „Hempels" beleuchten.
Wer an das Geschichtsstudium denkt, dem schießen womöglich staubige Bücher in dunklen Kellern in den Sinn, die es wälzen gilt, um Details aus der Vergangenheit ans Tageslicht zu fördern. Die sechs Kieler Studierenden Luisa , Isabelle, Liv, Rike, Hannes und Marie sowie ihr Dozent Professor Dr. Oliver Auge wissen es besser. Anlässlich des 25. Jubiläums des Straßenmagazins „Hempels" arbeiteten sie im Archiv des Magazins den Ursprung des Magazins heraus, führten Gespräche mit Zeitzeugen und schrieben ihre Geschichten auf.
Neue Wege an der Kieler Universität
„Die Geschichte von Hempels und den Ansatz des Straßenmagazins finde ich aus der Sicht des Regionalhistorikers hoch spannend“, sagt Regionalhistoriker Professor Oliver Auge, „weil Hempels zu seiner Gründungszeit hierzulande noch ein ganz neuer, innovativer Weg war und weil sich durch die Sichtung des Materials in Kombination mit Zeitzeugengesprächen Sozialgeschichte der jüngsten regionalen Vergangenheit und aktuelle Sozialpolitik sehr gut zusammenführen lassen.“
Das ist der Grund, warum der Professor für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit das „aus dem Hier und Jetzt gegriffene Thema“ zum Inhalt eines Projekts gemacht hat. „Das ist das erste Mal, dass wir ein so gegenwartsnahes Thema in einem studentischen Projekt bearbeiten.“ Andere bisher realisierte Projektarbeiten wie „100 Jahre Kieler Rathaus“ (2011) oder „Kieler Perspektiven auf die Grenzabstimmung 1920“ (2020) führten die Studierenden bislang deutlich weiter zurück in die Vergangenheit.
Persönliches Interesse und arbeiten jenseits der CAU
Das realitätsbezogene Thema motivierte die Studierenden: „Sie hatten ein deutlich persönlicheres Interesse, sich mit der Geschichte von Hempels zu beschäftigen“, sagt Auge. Zudem kennen die Studierenden das Magazin. Eine Studentin hatte früher in einer Kieler Praxis gearbeitet, in der Menschen mit Drogenproblemen Substitutionsmittel bekamen. Dabei lernte sie auch Hempels-Verkäuferinnen und Verkäufer kennen. „Sie wollte wissen, was hinter dem Straßenmagazin steckt.“
Informationen aus erster Hand erhielt die Gruppe bei Recherchen vor Ort, in der Redaktion, bei Besuchen von Einrichtungen wie dem Café „Zum Sofa“ und bei Gesprächen mit der Redaktionsleitung und Straßenverkäufern. Aus diesen wurden verschiedene kurze Geschichten, die aus vielen Blickwinkeln die Arbeit des Hempels-Teams beleuchten. „Eine Herausforderung war, dass die Texte nicht wie gewohnt wissenschaftlich geschrieben sein sollten, sondern eher journalistisch für alle interessierten Lesenden“, sagt Auge. Das sei der Gruppe jedoch gut gelungen, wie die Texte zeigen. Hier geht es zu den Texten der Studierenden.