In meiner Serie „Butenschön Backstage“ schnuppere ich in die verschiedensten Berufe herein und versuche herauszufinden, was den Alltag dort spannend macht. Diesmal bin ich als Gesundheits- und Krankenpflegerin unterwegs
Ich bin zugegeben noch sehr verschlafen, als ich meinen Dienst in der Neurologie der Imland-Klinik Rendsburg um 6.20 Uhr morgens beginne. Meine Chefin heute ist Rebecca (23), die in Kürze ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin beendet. Rebecca und die anderen Schwestern auf der Station sind gut gelaunt und lächeln mir munter zu. Wie ist das möglich, so früh am Morgen? Ich bin ein Morgenmuffel durch und durch, und an Ausruhen ist nicht mehr zu denken. 35 Patienten auf der Station wollen versorgt werden.
Unsere Patienten, bei denen ich mithelfen darf, sind zwei ältere Damen. Frau H. mit Verdacht auf einen epileptischen Anfall und Frau W. mit einer Gehirnblutung. Frau H. ist fit und gut drauf. Sie kann sich selbst versorgen. Wir messen Blutdruck und Fieber und erkundigen uns nach ihrem Befinden. Bei Frau W. ist intensivere Pflege gefragt. Zur Morgenpflege wird sie direkt im Bett gewaschen. Sie kann ihren linken Arm und ein Bein nicht bewegen und für sie ist es neu, dass ihr einige Körperteile nicht mehr gehorchen. Der intime Kontakt zur Patientin ist für mich zunächst befremdlich, aber ich baue jegliche Hemmschwellen schnell ab, weil mich der lockere Umgang hier ansteckt.
„Der Job erfordert Konzentration, Geduld und Einfühlungsvermögen"
Frau W. möchte trotz ihrer körperlichen Eingeschränktheit gern den halben Tag im Stuhl sitzen. So bekommt sie die Nacht besser herum. Dafür müssen wir ihr mit vereinten Kräften aus dem Bett in den Stuhl helfen. Sie hat dabei große Angst. Viel Geduld und aufmunternde Worte später haben wir es aber geschafft. Frau W. kann sich selbst im Bad die Zähne putzen und anschließend ihr Frühstück am Tisch einnehmen.
Ihr Outfit für heute haben wir rausgesucht. Während sie mit Blick auf ein gewohnt graues Rendsburger Wetter in Ruhe ihr Frühstück genießen kann, machen wir ihr Bett und räumen das Zimmer auf. Man ist hier eben nicht nur Pflegerin, sondern auch Modeberaterin, Cateringservice und Zimmermädchen, aber auch ein bisschen ärztliche Beratung.
Später auf dem Flur merke ich erst, was für eine Bewegung auf der Station herrscht. Pfleger, Träger, Ärzte, Putzfrauen und Schwestern laufen und laufen und laufen. Die persönliche Schrittzahl für den Tag haben sie auf jeden Fall alle erreicht. Als nächstes stehen Papierkram und die ärztliche Visite an. Es ist 9.30 Uhr und mein Dienst ist nach dreieinhalb Stunden zu Ende. Ich bin müde, durstig und hungrig, aber vor allem beeindruckt, wie geduldig, lustig und hilfsbereit Rebecca mit den Patienten umgeht. Es ist richtig schön, sie dabei zu erleben.
Ich stelle fest, dass der Beruf Gesundheits- und Krankenpflegerin körperlich anstrengend ist. Es ist den ganzen Tag volle Konzentration gefordert, außerdem viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Der Krankenhausalltag ist an keinem Tag gleich, bringt einem aber persönlich viel zurück!
Gesa Butenschön