Mit dem Einzug zwei bislang wohnungsloser Frauen in die kleinen Wohncontainer am Edo-Osterloh Haus auf dem Gelände des Studentenwohnheims Steenbeker Weg beginnt ein bisher einzigartiges Kieler Wohnprojekt.
Drei Monate sind seit dem „Richtfest" der Wohncontainer auf dem Campus des Studentenwohnheims Steenbeker Weg vergangen. Nun sind die beiden benachbarten „Tiny Houses" vor dem Elo-Osterloh-Haus eingerichtet und bereit für den Start des einmaligen Wohnprojektes, welches das Studentenwerk gemeinsam mit der Stadtmission, der Commerzbank und ehrenamtlichen Gewerken auf die Beine gestellt haben.
Neue Lebensqualität und ein Neuanfang
Merethe und Annika sind die beiden Frauen, die bis zum vergangenen Freitag, den 29. Oktober, noch das gleiche Schicksal teilten und deren weiterer Weg nun gemeinsam als Nachbarinnen auf dem Campus des Wohnheims voranschreitet. Sie beide ereilte das Schicksal der Wohnungslosigkeit, für beide bedeutet diese Chance nun der Start in ein neues Lebenskapitel. An der dafür nötigen Wohn-Atmosphäre mangelt es jedenfalls nicht: Schlafzimmer, Pantry-Küche, Wohn-/Arbeitsbereich und ein separates Duschbad – die beiden 25 Quadratmeter großen, möblierten Tiny Houses bieten alles, was das Herz begehrt. Sogar eine Terrasse. „Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat und ich nun endlich meine eigenen vier Wände habe“, sagt die 19-jährige Merethe aus Bad Bramstedt bei der Fertigstellungsfeier lächelnd. Sie studiert im dritten Semester Politikwissenschaft und Empirische Sprachwissenschaft an der Uni Kiel. „Meine Zwillingsschwester hat direkt ein Zimmer in einem Wohnheim ergattert. Ich war fast ein Jahr auf Wohnungssuche.“
In das Tiny House nebenan zieht die 30-jährige Annika ein. Sie hat aufgrund familiärer Umstände seit Jahren keinen festen Wohnsitz mehr, wurde durch die Frauenberatungsstelle der Stadtmission in Notunterkünften untergebracht und dann auf das soziale Wohnprojekt „Tiny House“ aufmerksam gemacht. „Erst war ich etwas skeptisch, aber nun bin ich sehr glücklich, dass es so gekommen ist“, erzählt sie. Das Tiny House biete ihr Freiheit und Sicherheit. Außerdem habe die ehemalige Kunstgeschichte-Studentin nun die Chance, sich auf ihre Leidenschaft, das Malen, und ihren Berufseinstieg zu konzentrieren. Eine Staffelei und eines ihrer Bilder sind bereits in ihr neues Mini-Haus eingezogen.
Beide kennen sich erst wenige Tage und haben sich von Beginn an gut verstanden. Sie sind dankbar dafür, Teil dieses besonderen sozialen Projekts für wohnungslose Frauen zu sein. „Wir brauchen Vermieter*innen, die bereit sind, unseren Klient*innen ein Dach über dem Kopf anzubieten“, sagtKarin Helmer, Geschäftsführerin der Stadtmission.
Für Maike Briege, Abteilungsleiterin Facility Management und Bau beim Studentenwerk SH, war es selbstverständlich, ein passendes Grundstück für die Tiny Houses bereitzustellen. „Als Anbieterin von studentischem Wohnraum kennen wir die Problematik der Wohnungsnot gut“, erklärt sie. „Wir können durch die Tiny Houses das Grundproblem zwar nicht lösen, aber wir können ein Zeichen setzen.“ Maike Briege ist sich zudem sicher, dass die beiden Bewohnerinnen voneinander lernen und partizipieren können.