Seit seiner Uraufführung im Jahr 1892 hat das Ballett nach E.T.A. Hoffmanns „Nussknacker und Mäusekönig“ Choreografen inspiriert. Das Opernhaus Kiel zeigt Yaroslav Ivanenkos Version des populären Ballettklassikers, in der er das Stück seiner ursprünglich weihnachtlichen Atmosphäre enthoben hat. Die Premiere am 8. Oktober belohnte das Publikum mit nicht enden wollendem Beifall.
In einem Internat empfängt Lehrer Drosselmaier (Bjarte Emil Wedervang Bruland) die Schülerinnen und erzählt die Geschichte vom Mäusekönig, dem Nussknacker und der goldenen Nuss Krakatuk:
Einst feierten der König und die Königin von Konfitürenburg die Geburt ihres Sohnes Pirlipat. Sie luden Gäste aus allen Teilen ihres Reiches ein und schenkten ihrem Sohn die goldene Nuss Krakatuk. Nur wer sie zu knacken vermochte, durfte dem König auf den Thron folgen. Das Königspaar hatte jedoch vergessen, zum Fest auch die Mäusekönigin einzuladen, die wütend in die Feierlichkeiten platzte. Sie verwünschte den kleinen Prinzen, der sich daraufhin in einen Nussknacker verwandelte, und verschwand mit der geheimnisvollen Nuss, um ihrem eigenen Sohn die Thronfolge in Konfitürenburg zu sichern.
Die Schülerin Clara (Victoria Lane Green) ist fasziniert von dieser Geschichte und schleicht sich nach Unterrichtsende wieder in den Klassenraum, um den Nussknacker, den der Lehrer der Klasse gezeigt hat, mit in ihren Schlafsaal zu nehmen. Mitten in der Nacht erscheint der Mäusekönig mit seinem Gefolge auf der Suche nach dem Nussknacker, ohne dessen Hilfe er die goldene Nuss nicht knacken kann. Clara erwacht und muss mit ansehen, wie Mäusekönig und der lebendig gewordene Nussknacker (Eldar Sarsembayev) gegeneinander kämpfen. Beherzt greift sie ein, sodass die Mäuse die Flucht ergreifen. Zum Dank lädt der Nussknacker sie auf eine Reise in sein zauberhaftes Reich ein.
Elegant demonstriert die Bühnentechnik mit verschiedenen Ebenen, wie fließend die Grenzen zwischen Realität, Mäusewelt und Traum in diesem Stück liegen. Die Kostüme der Traumtänzer sind liebevoll bis zuckersüß gestaltet und wirken im Kontrast zum eher schlicht gehaltenen Bühnenbild umso mehr. Gestik und Mimik der Tänzer machen die Handlung mal ernst, mal mit einem Augenzwinkern leicht nachvollziehbar, die Choreografie verzaubert auch ohne weihnachtliche Grundstimmung. Ivanenkos Version ist die traditionelle Umsetzung eines klassischen Märchens, das in schönen Bildern in eine andere Welt entführt. Ein Abend, der zum Träumen einlud.
Weitere Vorstellungstermine in diesem Monat:
11. Oktober, 19.30 Uhr
16. Oktober, 18.00 Uhr
21. Oktober, 20.00 Uhr
Karten gibt es unter www.theater-kiel.de.
Alle Fotos: struck-foto