Ausverkauft! Diese Statusmeldung prangte bereits kurz vor Weihnachten über dem Konzert von Bilderbuch in der Kieler Pumpe. Am Samstag bewiesen die vier Österreicher dann, weshalb die Tickets für ihr Konzert vorab so beliebt gewesen waren
Dass es kein gewöhnliches Konzert werden würde, wurde dem Publikum in der prall gefüllten Pumpe bereits nach wenigen Minuten klar. Denn während andere Bands zu Beginn einer Show mit einem ihrer Hits schnell für die nötige Stimmung sorgen, eröffnete Schlagzeuger Philipp Scheibl den Abend mit einem ausgiebigen Drumsolo. Doch wenn es sich eine Gruppe leisten kann, auf diese Art einen Live-Auftritt zu beginnen, dann Bilderbuch. Die vier Österreicher haben sich spätestens seit ihrem Erfolgsalbum „Schick Schock“ aus dem Jahr 2015 den Ruf erspielt, eine der besten deutschsprachigen Livebands zu sein. Nachdem sie vor etlichen Jahren bereist einmal als Vorband der Hamburger Indie-Band Die Sterne in der Pumpe zu Gast waren, kamen die Kieler im Zuge der „Magic Life“-Tour am Samstag nun erstmals in den Genuss, sich bei einem vollständigen Konzert ein Bild von den Live-Qualitäten der Wiener zu machen. Und was soll man sagen: Es war grandios virtuos!
Von Beginn an wurde durch die Licht-Show, die zumeist aus grellen Pink-, Lila- und Blautönen gepaart mit jeder Menge Nebel bestand, der passende Rahmen für den arty Indie-Pop der vierköpfigen Combo geschaffen. Spätestens als Sänger Maurice Ernst, der in seinem gestreiften Tanktop und seiner Haartolle an einen jungen Nicolas Cage erinnerte und frisch den 80er-Jahren entsprungen zu sein schien, als dritten Song den Überhit „Bungalow“ intonierte, war das bis dato zurückhaltende Publikum auf Betriebstemperatur. Anschließend passte Vieles an diesem Abend: Der charismatische Frontmann beherrschte das Spiel mit dem Autotune, Gitarrist Michael Krammer und Bassist Peter Horazdovsky zeigten sich in Spiellaune und das bereits erwähnte Licht-Arrangement sorgte für sphärische Momente. Da passte es nur ins Bilde, dass pünktlich zum Song „Spliff“ süßlicher Duft aus der Menge aufstieg.
Fortan zeigte die Künstler, dass sie es laut, leise, schnell und langsam können. Und vor allem mit jeder Menge Charme in Person von Sänger Maurice Ernst. Auch die Tatsache, dass sein Kopfhörer nicht mehr funktionierte, trübte diesen Umstand keinesfalls. Im Gegenteil. „Der Kopfhörer ist nach 18 Auftritten kaputt. Ich nicht“, entgegnete der Sänger mit einer gehörigen Portion Wiener Schmäh, ehe er gemeinsam mit seinen Mitstreitern Kracher wie „Baba“ und „Machin“ folgen ließ. Zu letzterem Song flogen der Band gar Rosen aus dem Publikum entgegen.
Zwei Zugaben später entließen Bilderbuch ihre ähnlich nassgeschwitzten Fans nach rund 100 vielseitigen Minuten dann in den Abend – mit dem Gefühl, dass beim nächsten Gastspiel in Kiel womöglich eine größere Location von Nöten sein könnte. Denn so intim das Konzert war, scheint der Weg der Österreicher noch keinesfalls zuende zu sein.