In ihrer monatlichen Kolumne äußert sich Hanne Pries – Sängerin der Kultband Tiffany und Grundschullehrerin – zu aktuellen Themen. Mal witzig, mal nachdenklich, aber immer mit ihrer persönlichen Note.
Ich bin ein gesellschaftlicher Außenseiter. Ich sehe Tagesschau und manchmal Voice of Germany. Aber ich gucke keine Serien. Noch nicht.
Mein Vorsatz 2017: Ich will mitreden können. Ich geh in Serie. Fernsehen wie früher ist out. Ich kenne kaum jemanden außer meiner Mutti, der sich zeitlich gezielt vor den Bildschirm setzt und fernsieht. Es sei denn, Borowski ermittelt in Kiel oder es sind Wahlen oder schlimme Weltereignisse.
Nein. Man STREAMT. Und zwar Serien. Serie hieß bis jetzt für mich Dallas, Denver und Schwarzwaldklinik. Da bin ich auch bis auf ein bisschen GZSZ und Big Bang Theory stehen geblieben.
Jetzt herrscht seit mindestens sechs Staffeln das Zeitalter Game of Thrones, Dexter und House of Cards.
Früher fragte man: Wie geht es dir denn so? Heute heißt es: Bei welcher Staffel bist du? Sag mir, welche Serie du guckst und ich erkläre dir deine Persönlichkeit. Nein, geht ja gar nicht. Ich weiß davon ja noch nichts.
Meine Freundin sagt, Serien gucken sei das Sandmännchen der Erwachsenen. Weil es zeitlich überschaubarer ist als der Spielfilm an sich. Und wunderbar kontinuierlich. Vertraut. Wenn man es nicht aushält und in Zeit erstickt, kann man auch mal fünf Folgen hintereinander gucken. Was für eine zeitliche Selbstbestimmtheit in der Gesellschaft der unflexiblen Zeit-Fremdbestimmung.
Meine Freundin meint aber auch, Game of Thrones ist nix für mich. Zu blutig. Zu fantasy. Ich soll lieber Downtown Abbey gucken. Das sei anders böse. Und ein bisschen wie damals wie Das Haus am Eaton Place. Das kenne ich!
Also, ich geh jetzt in Serie – oder sollte ich doch einen handelsüblichen Vorsatz wählen?
Ihnen ein gesundes 2017, in welcher Staffel Sie auch stecken!