Jan sagt: "Von ganz unten kann's nur noch nach oben gehen." Deshalb sammelt Jan Pfandflaschen. Auf der Kieler Woche verdient er sich so manchmal an einem Tag soviel dazu, wie er sonst in einer Woche an Hartz IV bekommt. Die Studenten Philipp Achterberg und Malte Blockhaus haben Jan einen Tag lang dort begleitet und beim Sammeln gefilmt.
Herausgekommen ist "Bücken für 8 Cent" - ein beeindruckender Dokumentarfilm, der eine ganz andere Seite der Kieler Woche zeigt.
Zehn Tage Feierei auf der Partymeile, selber Segeln oder dabei zuschauen, Nächte durchtanzen, Spaß haben - für die meisten ganz normal auf der Kieler Woche. Philipp Achterberg und Malte Blockhaus wollten jedoch wissen, welche Geschichten sich hinter der ausgelassenen Volksfest-Fröhlichkeit verbergen. Die beiden sind ein eigespieltes Team, kennen sich seit sieben Jahren und haben schon im vergangenen Jahr eine gemeinsame Dokumentation über die dänischen Färöer-Inseln fertiggestellt. Für das neue Projekt reichte quasi ein Tritt vor die Haustür. Der Flaschensammler Jan war Malte schon häufiger aufgefallen, als er Flaschen vor dem "Weltruf" gesammelt hat. "Eines Tages habe ich ihn einfach angeschnackt und ihm unsere Idee vorgestellt", erklärt Malte. "Und er war sofort dabei."
Einen ganzen Tag lang haben die Jungs Jan im Getümmel der Kieler Woche begleitet und dabei abwechselnd gefilmt. Ein Drehbuch gab es vorab nicht, und auch in den Ablauf vor der Kamera haben sich Malte und Philipp nicht eingeschaltet: "Gar nicht einzugreifen, war beim Filmen unser Hauptanliegen. Wir wollten komplett dokumentieren", sagt Philipp. "Aber natürlich haben wir Jan zwischendurch Fragen gestellt, um das Geschehen zu reflektieren."
In einem Konstrukt aus mehreren Einkaufswagen stapelt Jan seine Fundstücke, sortiert nach Pfandwert. Zu Beginn kullern in dem Riesen-Gespann nur einige wenige Glasflaschen. Doch mit der Trinklust der Feiernden steigt auch Jans Ausbeute. Hin und wieder bekommt er sogar ein paar Flaschen geschenkt. Die Stimmung ist gut, auch bei Jan. Philipp erzählt: "Jan ist sehr unkompliziert gewesen und hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen." Seine Favoriten: "Okidoki" und "Leck-o-mio".
Trotz allem bleibt einem das Lachen zuweilen im Hals stecken. Die starken Bilder erzeugen im Zusammenspiel mit Gunnar Vosgrönes sagenhaft schöner Musik eine ganz eigene Stimmung, irgendwo zwischen Ausgelassenheit und Melancholie. "Ich würde mir wünschen, dass die Zuschauer sich nach dem Film selber auf der Kieler Woche reflektieren. Dass sie nicht nur die Feierei sehen, sondern mit offeneren Augen durch die Welt gehen, ein kleines bisschen nachdenklich, aber vor allem emotional berührt", sagt Malte.
Viel Arbeit haben die beiden Jung-Dokumentarfilmer in ihr Projekt gesteckt, das vom "Landesverband Jugend und Film Schleswig-Holstein" gefördert wurde. Von der ersten Idee bis zum fertigen Film ist fast ein Jahr vergangen, doch die Arbeit hat sich gelohnt. Davon sollte man sich unbedingt überzeugen und das Filmfest "Augenweide" in der Pumpe besuchen, wo der halbstündige Film am kommenden Sonntagabend Premiere feiert. Jan hat den Film natürlich schon vorab gesehen. Sein Kommentar? "Okidoki!"
14. Filmfest Schleswig-Holstein "Augenweide" in der Pumpe, von Donnerstag, den 25., bis Sonntag, den 28. März. Karten gibt es an der Kinokasse der Pumpe. Weitere Infos unter: www.infomedia-sh.de.