VW bringt einen neuen Golf auf den Markt – und die Autowelt ist gespannt. Was haben sich die Wolfsburger Neues einfallen lassen? KIELerLEBEN-Redakteur Olaf Ernst hat den Golf VII getestet.
Die meisten Kieler können Jahr für Jahr eine Neu-Auflage der Kieler Woche kaum erwarten. Fast ganz Deutschland fieberte der ersten Sendung von „Wetten dass..?“ nach Thomas Gottschalk entgegen. Und beinah die ganze Welt schaut nach Wolfsburg, wenn eine neue Auflage des VW Golf präsentiert wird. Was wurde erneuert? Was verändert? Was verbessert? VW-Designchef Walter de Silva hat da seine ganz eigene Antwort: „Der Golf muss sich wiederholen, ohne dass er sich wiederholt.“
Also mache ich als Erstes den Wiedererkennungstest. Mit dem gerade mal 84 Kilometer gelaufenen Test-Golf der siebten Generation vom Autohaus Kath drehe ich erst mal gemütlich meine Runden durch die Kieler Innenstadt. Ob durch die Holtenauer oder quer über die Holstenstraße – ich registriere niemanden, der sich umdreht. Der nagelneue Golf VII scheint unerkannt zu bleiben, obwohl VW durchaus Änderungen zum Vorgänger vorgenommen hat: präzisere Kanten im Blech der Seitenlinie, die feine Doppellinie zwischen Fenstern und Dach, mildere Falze in der Motorhaube, und er ist ganze 1,3 cm breiter und 6 cm länger. Ich gestehe, hätte ich nicht die Pressemitteilung von Volkswagen gelesen, ich hätte auch keinen Unterschied festmachen können.
Doch von innen konnte ich Neuerungen erkennen. Das Cockpit ist geräumiger. Ich schaue direkt auf einen großen, ein brillantes Bild bietenden Zentralmonitor, und die Instrumente, die Mittelkonsole und das Lenkrad sehen vornehmer aus und wirken absolut solide verarbeitet. Sogar der Schutz vor den Spiegeln in der Sonnenblende ist speziell geführt und lässt sich bewegen wie die Schublade eines Rolf-Benz-Schranks. Jeder Schalter ist genau da, wo man ihn erwartet, jeder Hebel, jede Ablage, alles ist perfekt positioniert – das war beim Golf VI aber auch schon so. Übrigens: Auch wenn der neue Golf wieder einige elektronische Helferlein mehr an Bord hat, kann man trotzdem einfach einsteigen und wegfahren.
Um den Motor zu testen, geht’s über die Landstraßen des Dänischen Wohlds. Der 1,4-TSI-Motor mit 140 PS schnurrt einwandfrei, das manuelle Sechs-Gang-Getriebe lässt sich so bequem schalten wie nie zuvor. Zum Wohlgefühl auf der Straße trägt auch das Fahrwerk bei, das einen narrensicheren Eindruck auf den kurvigen und nicht immer schlaglochfreien Strecken zwischen Schinkel und Gettorf hinterlässt. Als ich zum Autohaus Kath nach Kiel-Friedrichsort zurückkehre, verlasse ich mit einem guten Gefühl, aber widerwillig den neuen Golf VII.
Wenn ein Auto wie der VW Golf sich bislang 29 Millionen Mal verkauft hat, der Modellname mittlerweile mehrere Generationen in Deutschland prägt, dann liegt die Latte für eine neue Version sehr hoch. Volkswagen tat gut daran, beim Golf VII das Motto „Evolution“ statt „Revolution“ umzusetzen. Dezente Veränderungen, vielmehr Verbesserungen, wurden eingebaut, echte Überraschungen bleiben aus. Oder wie der VW-Designchef sagen würde: „Der Golf hat sich wiederholt, ohne sich wiederholt zu haben.“
VW Golf VII
Länge 4,25 m • Breite 1,80 m • Höhe 1,45 m
Motoren: vier TSI-Benzinmotoren mit BlueMotion-Technology von 86 bis 140 PS, zwei TDI mit BlueMotion-Technology von 105 oder 150 PS
V-max: je nach Motorisierung 179 bis 212 km/h
Preis: ab 16.975 Euro