Am 28. Oktober stimmen die Kieler über ihren neuen Oberbürgermeister ab. Fünf Kandidaten stellen sich zur Wahl. KIELerLEBEN stellt die Anwärter vor.Gert Meyer (CDU)
Geboren 1971 in Kiel, wuchs im Stadtteil Hasseldieksdamm auf und studierte an der Fachhochschule Kiel. Nach seiner Karriere in der Wirtschaft wechselte er in die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Kiel. Zuletzt war Meyer Dezernent für Finanzen, Abfallwirtschaft und Kultur. Der 41-Jährige ist verheiratet und hat einen Sohn.
Zu Kiel
Ihr Lieblingsplatz in Kiel?
Der Falckensteiner Strand.
Kiels größte Schwäche?
Der mangelnde Glaube von Teilen der Kieler Bevölkerung an die Stärken und die Attraktivität ihrer eigenen Stadt.
Wie sieht Kiel im Jahr 2020 aus?
Kiel hat eine viertel Million Einwohner, moderne Schulen und Hochschulen, starke Unternehmen mit attraktiven Arbeitsplätzen, eine umweltfreundliche und bezahlbare Energieversorgung, für alle Bewohner bezahlbaren Wohnraum und ein gutes Sport- und Kulturangebot. Die Innenstadt und die Stadtteilzentren zeichnen sich durch Aufenthaltsqualität und gute Geschäfte aus.
Zur Person
Ihre größte Stärke?
Kommunizieren und Menschen motivieren.
Was fällt Ihnen besonders schwer?
Zu akzeptieren, dass Dinge oft länger dauern, als ich möchte.
Lebens-Motto?
Ehrlich währt am längsten.
Zur OB-Wahl
Ihre Befähigung, OB in Kiel zu werden?
Ich bin Kieler. Langjährige Führungserfahrung habe ich sowohl in der freien Wirtschaft als auch im öffentlichen Dienst. Ich war viele Jahre als ehrenamtliches Ratsmitglied und als hauptamtlicher Stadtrat tätig und kenne die Abläufe im Kieler Rathaus sehr gut.
Die ersten Themen, die Sie als OB anpacken würden?
Bau des Zentralbads, Konsolidierung der Finanzen, Sicherstellung einer umweltfreundlichen und bezahlbaren Energieversorgung, Stärkung der Wirtschaftsförderung.
Sie werden nicht OB, dann …
… bleibe ich Kiel zumindest in einigen Ehrenämtern erhalten und schlage beruflich einen neuen Weg ein.
Dr. Andreas Tietze (Die Grünen)
Jahrgang 1962, wuchs im Ruhrgebiet auf und studierte in Bochum, Heidelberg, Jerusalem und Kiel. Ab 1986 arbeitete er 20 Jahre als evangelischer Diakon, bevor er sich zu einem weiteren Studium in Lüneburg entschied. Seit 2009 ist er Abgeordneter der Grünen im Schleswig-Holsteinischen Landtag. Tietze ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt auf Sylt.
Zu Kiel
Ihr Lieblingsplatz in Kiel?
Meine Lieblingsplätze in Kiel sind an der Förde. Den Kontrast aus Stadt und Wasser, Fährschiffen und der Werft finde ich immer wieder reizvoll. Sehr schön ist auch der Alte Botanische Garten.
Kiels größte Schwäche?
Die Trennung der Stadt in Ost- und Westufer ist Kiels größte Schwäche. Ich habe den Eindruck, dass sich diese auch in vielen Köpfen der Kielerinnen und Kieler findet. Dies will ich überwinden helfen, wir sind eine Stadt.
Wie sieht Kiel im Jahr 2020 aus?
Wenn wir es richtig machen, wird Kiel mit einer stärkeren Einbindung der Hochschulen mehr Wissenschaft, der Erschließung von neuen Geschäftsfeldern bei den Werften mehr Energiewende und mit besseren Angeboten für die Kreuzfahrer mehr Tourismus haben.
Zur Person
Ihre größte Stärke?
Ich kann gut zuhören und bin bereit, vermeintlich Altbewährtes auch zu hinterfragen. Das verschafft mir neue und hilfreiche Perspektiven.
Was fällt Ihnen besonders schwer?
Mir fällt es in Gesprächen manchmal schwer, geduldig zu bleiben, wenn ich den Eindruck habe, dass Menschen nicht zum Punkt kommen wollen.
Lebens-Motto?
Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie unerreichbar.
Zur OB-Wahl
Ihre Befähigung, OB in Kiel zu werden?
Mein Angebot an die Kielerinnen und Kieler besteht, neben meiner Person, in meiner Erfahrung in der Kommunal- und Landespolitik und in meinen inhaltlichen Schwerpunkten Wirtschaft, Verkehr und Tourismus, natürlich mit grüner Handschrift.
Die ersten Themen, die Sie als OB anpacken würden?
Das sind die Stadtregionalbahn, die Verfügbarkeit von bezahlbaren Wohnungen und mehr offene Rathausdaten.
Sie werden nicht OB, dann …
… werde ich meine Tätigkeit als Landtagsabgeordneter fortsetzen.
Susanne Gaschke (SPD)
Jahrgang 1967, wuchs in Kiel auf und studierte an der Christian-Albrechts-Universität. Seit 1997 ist sie Redakteurin bei der „ZEIT“ mit den Schwerpunktthemen Bildungs-, Familien- und Frauenpolitik sowie Herausgeberin des 2011 gestarteten Kindermagazins Zeit LEO. Seit 1995 hat die 45-Jährige fünf Bücher veröffentlicht. Gaschke ist verheiratet und hat eine Tochter.
Zu Kiel
Ihr Lieblingsplatz in Kiel?
Der Aussichtsturm im Alten Botanischen Garten. Man hat dort Ruhe und eine wunderbare Aussicht auf die Förde.
Kiels größte Schwäche?
Dass es immer noch kein richtig tolles Fischrestaurant gibt. Allerdings hat sich bei den Fischbrötchenbuden etwas getan. Es besteht also Hoffnung …
Wie sieht Kiel im Jahr 2020 aus?
Es gibt ein Fischrestaurant. Kiels Industrie bleibt stark und wächst. In Kiel sind 10.000 neue Wohnungen entstanden, die meisten davon erschwingliche Mietwohnungen in wassernaher Lage, zum Beispiel auf dem alten MFG5-Gelände.
Zur Person
Ihre größte Stärke?
Ich kann Dinge gut in einen Zusammenhang bringen. Ich sehe nicht nur das Detail, sondern auch das Gesamtbild, nicht nur den einzelnen Satz, sondern auch die Geschichte.
Was fällt Ihnen besonders schwer?
Abwarten.
Lebens-Motto?
Diejenigen, die zu klug sind, um sich für Politik zu interessieren, werden dadurch bestraft, dass sie von Leuten regiert werden, die dümmer sind als sie selbst.
Zur OB-Wahl
Ihre Befähigung, OB in Kiel zu werden?
Viele Bürger haben den Eindruck, dass Politiker eine fremde Sprache sprechen. Ich will eine Oberbürgermeisterin sein, mit der man reden kann.
Die ersten Themen, die Sie als OB anpacken würden?
1. Wir brauchen sofort mehr bezahlbaren Wohnraum in Kiel. 2. Wir müssen für eine Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden kämpfen. 3. Wirklich jedes Kieler Kind muss lesen und schreiben können.
Sie werden nicht OB, dann …
… habe ich in diesem Jahr so viel gelernt wie in meinem ganzen Berufsleben noch nicht und kehre zu meinen wunderbaren Kollegen in der Hamburger ZEIT-Redaktion zurück.
Das Ziel der Kandidaten: das Kieler Rathaus
Matthias Cravan (unabhängig)
Jahrgang 1967, wuchs in Lauenburg an der Elbe auf, begann nach der Schule eine Maurerlehre und arbeitete auf Baustellen. 2010 zog er nach Kiel. Für Politik interessierte Cravan sich schon immer, doch erst 2012 begann er sich auch kommunalpolitisch im Rahmen der Kieler Occupy-Bewegung zu engagieren.
Zu Kiel
Ihr Lieblingsplatz in Kiel?
Das Kleingartengelände „Prüner Schlag/Brunsrade“, das von der Stadtverwaltung ohne echte BürgerInnenbeteiligung, weit unter Wert, an Möbel Kraft „verschachert“ wurde.
Kiels größte Schwäche?
Mangelhafte Transparenz des Rathauses, zu wenig echte Mitbestimmung der BürgerInnen.
Wie sieht Kiel im Jahr 2020 aus?
Das ist nicht vorhersehbar. Es kommt darauf an, wie zukünftig in Kiel regiert wird.
Zur Person
Ihre größte Stärke?
Durchsetzungsvermögen.
Was fällt Ihnen besonders schwer?
Ungerechtigkeiten hinzunehmen.
Lebens-Motto?
Handeln, statt nur zu quatschen.
Zur OB-Wahl
Ihre Befähigung, OB in Kiel zu werden?
Ich lerne schnell und habe einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit.
Die ersten Themen, die Sie als OB anpacken würden?
BürgerInnenbefragung zu diversen Bauprojekten der Stadtverwaltung durchführen.
Sie werden nicht OB, dann …
… bleibe ich weiterhin in meiner Wahlheimatstadt Kiel kommunalpolitisch tätig.
Jan Barg (unabhängig)
Jahrgang 1974, wuchs in Raisdorf auf und lebt seit 15 Jahren in Kiel. Er studierte hier Volkswirtschaft und arbeitet bei einem Steuerberater. Da er bei den anderen Kieler OB-Kandidaten u. a. seine umweltpolitischen und städtebaulichen Interessen nicht vertreten sieht, versucht er diese als unabhängiger Kandidat in die Diskussion zu bringen.
Zu Kiel
Ihr Lieblingsplatz in Kiel?
Muss erst noch gebaut werden: Der Stadtstrand am Hindenburgufer. Unmöglich, dass da zwischen IfW und Marineareal Autos längsdonnern! Hier gehören Park und Strand hin!
Kiels größte Schwäche?
All die hässlichen Gebäude …
Wie sieht Kiel im Jahr 2020 aus?
Ich hoffe sauberer. Dafür darf aber als Ersatz für das marode Steinkohlekraftwerk kein Gaskraftwerk gebaut werden! Ich hoffe, es kommt jetzt im Wahlkampf endlich mal eine Diskussion in dieser Stadt zustande über die Zukunft unserer Energieversorgung! Ich bin für Wind, Geothermie und Druckspeicherkraftwerke. Zudem müssen die großen Pötte im Kieler Hafen endlich alle an Landstrom angeschlossen werden, damit sie nicht mehr unsere Innenstadt volldieseln!
Zur Person
Ihre größte Stärke?
Liebe.
Was fällt Ihnen besonders schwer?
PC ausmachen.
Lebens-Motto?
So glücklich, schlau und moralisch zu werden, wie’s geht.
Zur OB-Wahl
Ihre Befähigung, OB in Kiel zu werden?
Ich habe einige Erfahrung damit, wie es ist, kaum Geld zu haben.
Die ersten Themen, die Sie als OB anpacken würden?
Möbel Kraft auf dem Kleingartengelände verhindern, Lessingbad und Katzheide instandsetzen, dafür das Zentralbad und den Kleinen-Kiel-Kanal beerdigen.
Sie werden nicht OB, dann …
… viel Spaß Kiel mit dem falschen Kandidaten!