Das Team um Dr. Wolfgang Sandfuchs lässt im Literaturhaus Schleswig-Holstein unterschiedliche Länder, Sprachen und Geschichten aufeinandertreffen – und neu begreifen
„Eigentlich habe ich mich ja immer für Filme interessiert, doch von Literatur verstehe ich einfach mehr“ – ein leicht ironisches Lächeln kann sich Dr. Wolfgang Sandfuchs bei diesen Worten nicht verkneifen. Eigentlich auf der Suche nach einer Stelle im Kino, wurde ihm nach seinem Deutsch- und Russisch-Studium in Kiel die Tätigkeit für eine Freiburger Autorengruppe angeboten. „Na, bevor ich gar nichts mache“, hatte sich der Promovierende damals, Ende der 80er Jahre, gedacht. Doch so zufällig seine Arbeit als Kulturvermittler auch begann, so bedeutend war sie doch von Anfang an für die Literaturszene. 1988 veranstaltete er die erste Lesung für das Literaturbüro Freiburg, vier Jahre später wurde dessen Gründung dann offiziell. Die facettenreiche Arbeit mit Schriftstellern und ihren Lesern sowie seine eigene redaktionelle Erfahrung bei diversen Zeitungen führten den heute 62-Jährigen 1999 nach Kiel zurück. Der Literaturhaus Schleswig-Holstein e. V. fand in ihm einen Leiter, der die Bedeutung der Person hinter geschriebenen Werken erkannte. „Bei einer Lesung wird das Bild des Autoren, das die Buchseiten gemalt haben, mit der Realität abgeglichen – und ein ganz neues Verständnis für die Geschichte geschaffen“, so Dr. Sandfuchs.
Die persönliche Atmosphäre des denkmalgeschützten Gebäudes, in dem der 30-jährige Literaturverband nunmehr seit zwei Jahrzehnten wirkt, vereinfacht eine ungezwungene Begegnung zwischen Vortragendem und Zuhörer. Im Alten Botanischen Garten gelegen, erinnert das kleine Haus an so manche Märchenbücher, die sich auf dem Dachboden in den Regalen des gemütlichen Autorenzimmers anreihen. „Ob vor der Lesung oder beim Zusammensitzen am Abend – die Literaten fühlen sich hier wohl, erzählen authentisch“, erklärt Dr. Sandfuchs. Dieser Austausch gestaltet für ihn und sein dreiköpfiges Team den wichtigsten Teil der Arbeit. Ebenso wie beim Stöbern im Feuilleton oder auf den Buchmessen gilt es dabei zu eruieren, wer dem Publikum entsprechend liest und sich mit demjenigen zu vernetzen. Eine fremde Muttersprache stellt dabei keineswegs ein Hindernis dar. Die zwei Hauptprogrammpunkte des Literaturhauses fokussieren kulturelle Vielfalt sogar: Beim Europäischen Festival des Debütromans können an einem Abend schon mal bis zu zehn Sprachen erklingen. Auch den Literatursommer begreift Dr. Sandfuchs als Möglichkeit, ganz Europa nach Kiel zu bringen, zu erfassen, welche Themen wo derzeit virulent sind: „Die Fiktion ermöglicht es den Menschen, auf ihre Weise mit der Wirklichkeit zu verfahren. Ihre Geschichten geben Themen ein stärkeres Gewicht, denn deren Figuren und Bilder verankern sich in den Köpfen.“
Mehr über die kulturelle Arbeit von Dr. Wolfgang Sandfuchs und seinem Team unter literaturhaus-sh.de.