Die studentische Galerie Juni hat internationalen Besuch. Noch bis Samstag stellen Studenten der Rietveld Academie Amsterdam auf Einladung der Muthesius Kunsthochschule ihre Werke in den Räumen der Galerie aus. Dabei dreht sich alles um das Thema Keramik. Ein Material, das – da waren sich alle Redner bei der Vernissage am Mittwochabend sicher – großes Potenzial besitzt.
Gleich neben der Eingangstür hängt ein Werk von Marja Kennis – doch was ist zu sehen? Tiere, Pflanzen, amorphe Wesen? Je näher der Betrachter tritt, desto klarer wird: Bei den zahlreichen, blassgrauen Keramik-Figuren handelt es sich um Abformungen von Gemüse, Blättern und Wurzeln. Oft befinden sich die Objekte schon im Zustand der Verwelkung, wodurch die surrealen Formen entstehen.
Ähnlich ist es mit Kennis' Tierschädel-Plastiken, die sie ebenfalls erst aus Gemüse und Blättern konstruierte, bevor sie sie abgeformt und als Keramik verwirklicht hat. Der Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist, man mag es auf den ersten Blick gar nicht vermuten, ein sehr traditioneller: Kennis interessierte sich zunächst für die berühmten holländischen Stillleben des 17. Jahrhundert und versuchte, jene in Keramik umzusetzen. Dabei beschäftigte sie sich intensiv auch mit der Vergänglichkeitssymbolik in den Stilleben – den sogenannten Vanitas-Symbolen – und übertrug diese Vanitas-Momente durch das vergängliche organische Grundmaterial der Plastiken, Blätter und Gemüse, in ihre Werke und damit in eine dauerhafte Form.
Dusan Rodic setzt hingegen auf Interaktion mit dem Betrachter seiner Arbeiten. Dazu zeigte er am Mittwochabend in einem Vortrag seine bisher entstandenen Werke und führte eine Tee-Performance durch. Mit ihm nahmen drei Besucher an einem Tisch Platz, auf dem 64 kleine, umgedrehte Tee-Tassen standen. Intuitiv sollten die Besucher eine Tasse auswählen und umdrehen. Das sich auf dem Boden befindliche Symbol ordnete Rodic jeweils einem Text aus einem Tee-Zeremonie-Buch zu. Der Text sollte die momentane Situation des Auswählenden beschreiben und gemeinsam mit dem Tee, der daraufhin in die Tassen gefüllt und anschließend getrunken wurde, zur Konversation zwischen den Teilnehmern der Performance anregen.
Dozent Anton Reijnders, der seine Studenten nach Deutschland begleitet hat, sagte: „Keramik ist ein herausforderndes Material, das zum Machen, zum Ausführen auffordert und weniger zum Denken.“ Auch er betonte das große Potenzial des komplexen Materials, das seine Anziehungskraft bis heute nicht verloren hat.
Die Ausstellung „Rietveld Visit“ ist noch bis Samstag zu sehen in der Kieler Galerie Juni, Eggerstedtstraße 13.