Vollbart, Baseballcap und Sonnenbrille – MC Fittis Markenzeichen sind ebenso lustig-skurril wie seine Musik und seine Sprüche. Spaß haben kann der Wahl-Berliner auch ohne Alkohol, aber da KIELerLEBEN-Redakteur Olaf Ernst unmittelbar vor dem Interviewtermin eine Flasche Kieler-Woche-Bier geschenkt bekam, genehmigten sich beide einen Becher und sprachen über wilde Zeiten, neue Pläne und einen falschen Wikipediaeintrag.
KIELerLEBEN: Prost, Fitti!
MC Fitti: Ja Prost! … Aaaah. Sehr schön, danke!
Ich trinke das zum ersten Mal. Wie schmeckt’s Dir?
Bisschen korkig (Anm. der Red. Die Bierflasche war tatsächlich mit einem Korken verschlossen. Fitti trinkt noch einen Schluck) … warte … wie Schinkentofu. Schmeckt wie Schinkentofu. Und der Schaum macht ‘ne schöne weiße Schnute.
Wie ist das bei Dir mit Alkohol vor Auftritten?
Ach, nich’ so. Ich trink mal ein Glas Wein, das war’s aber auch.
Ist aber erlaubt?
Ja. Wenn wir mit der ganzen Bande unterwegs sind, trinken wir mal ein Glas und machen einen auf locker. Aber ausarten lassen wir’s nicht. Kann ja zu viel schief gehen. Wär schon doof, wenn ich da rumtorkel’. Rockstars sind wir dann doch nicht.
Klingt professionell. Bist Du nach drei Jahren und zwei Alben vernünftig geworden?
Naja, wenn ich mich an unseren ersten Auftritt in Kiel 2013 im Orange-Club erinnere, war das schon eine andere Zeit. Kleiner Club, kochend heiß, mich kannten noch nicht so viele und alles war noch nicht so groß. Das war schön und wild.
Ist es das nicht mehr?
Es war am Anfang komplett neu, alles ging so schnell, bei Konzerten war alles viel chaotischer: Hier mal eben Soundcheck, da noch Merchandise aufbauen, Hotel war mal nicht gebucht. Heute könnte ich das nicht mehr mit so einem Pensum. Diesen Tunnelblick habe ich nicht mehr. Jetzt ist alles organisierter, jeder hat dazugelernt, jeder Handgriff sitzt.
Also habt Ihr jetzt Profi-Status?
Manchmal denke ich, oh, das ist jetzt aber ganz schön Profistyle. Aber ich versuche mir auch die ursprüngliche Seite zu bewahren. Heute bin zum Beispiel selbst nach Kiel gefahren, stand ewig im Stau und hab sechs Stunden gebraucht. Das ist dann der andere Flavour.
Bist du kaputt von der Fahrt?
Nö. Ich bin entspannt. Ich hatte eine kreative Phase und war mit meinem alten Produzenten vom ersten Album im Studio. Aber jetzt nicht gleich wegen einer neuen Platte, sondern nur um ein bisschen kreativ zu sein.
Nimmst Du diese Jahr bewusst weniger Termine und Auftritte wahr?
Ja, Ich war die letzten drei Jahre auf Knallgas, hab ohne Ende gemacht und nie Zeit gehabt. Das war mir dann zu viel. Sonst hätte ich es auch gar nicht geschafft, mal wieder ne Woche ins Studio zu gehen. Das war cool! Außerdem habe ich auch wieder Zeit für meine Kumpel und kann einfach abflavourn. Das ging vorher gar nicht.
Aber in diesem Jahr wird kein Album mehr kommen, oder?
Nee, aber obwohl ich es nie gedacht hätte, sprudelt es gerade wieder. Eigentlich wollte ich mich gechillt im kommenden Jahr an neue Songs setzen. Aber wir haben jetzt doch schon ein paar Demos fertig.
Hast Du die schon Deinen Kumpels vorgespielt?
Ja, die meinten: Mega! Frischer Wind! Sind echt ein paar schöne Brummer für die Bühne oder WG-Party dabei. Aber wir haben auch zwei ruhigere Lieder fertig.
Beschäftigt Dich eigentlich Dein Alter? Du wirst ja nächstes Jahr 40 …
(Lacht). Nee, stimmt ja auch nicht. Ist ein komplett falsches Datum. Aber ich kann es bei Wikipedia auch nicht ändern. Die wollen eine Persokopie von mir.
Wann bist Du denn geboren?
Na, 77.
Naja, dann wirst Du übernächstes Jahr 40.
Ja, aber es beschäftigt nicht trotzdem nicht. Ich habe viel zu viele Hobbys und viel zu viel Bock, weiterzumachen. Ich hab nicht das Gefühl alt zu werden. Außer: Jetzt hänge ich nicht mehr jeden Tag am Corner. Nur noch jeder zweiten … Ist also alles Tacko!
In unserer Galerie gibt es tolle Impressionen vom Konzert (Fotos: Anna Gieseler):