Ein letztes Mal betritt der österreichische Multi-Perkussionist die Bühne, um seinen Abschied mit mehr als 7.000 Menschen in der Ostseehalle zu feiern.
Der Abend beginnt mit einer Anekdote. Als er, Grubinger, im Jahr 2001, das erste Mal eine Bühne des Schleswig-Holstein Musik Festival betrat, waren 1.000 Menschen gekommen. Vielen von ihnen war offenbar nicht klar, worauf sie sich eingelassen hatten. Denn schon nach kurzer Zeit hatte sich das Publikum praktisch halbiert.
Zum Glück ließ Grubinger sich davon nicht beirren und trat wieder und wieder beim Schleswig-Holstein Musik Festival auf und bekam 2007 sogar mit 24 Jahren den Leonard Bernstein Preis verliehen.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Grubinger spätestens 2015 bekannt, als er zusammen mit seinem Percussive Planet Ensemble beim Eurovision Song Contest auftrat.
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Im vergangenen Jahr kündigte er, der vor allem beim SHMF schon seit vielen Jahren nur noch volle Häuser kennt, seinen Abschied von der großen Bühne. Sein letztes SHMF-Konzert fand am gestrigen Montag in der Ostseehalle statt.
Druckvoll und ereignisreich
Grubinger und sein Ensemble sind an diesem Abend bestens aufgelegt. Das mag nicht zuletzt daran gelegen haben, dass Grubinger de facto einen Freibrief vom Festival-Intendaten Christian Kuhnt bekommen hatte. Es soll ein Abend nach Grubingers wünschen werden.
Und so macht der Universitätsprofessor des Mozarteum Salzburg schnell klar: Einen roten Faden gibt es nicht, es wird gespielt, was gefällt. Und das Konzept geht auf. Nicht, dass man Grubinger je gelangweilt rumtrommeln gesehen hätte – aber an diesem Abend schwingt eine andere Energie mit. Auch, weil Martin Grubinger es bis zum Ende schafft, keine Wehmut aufkommen zu lassen. Es wird gefeiert: die Musik, das Ensemble und natürlich allen voran ihn.
Dann zieht Grubinger noch einen Stargast aus dem Hut: Max Mutzke. Mutzke, der deutschlandweite und internationale Bekanntheit erlangte, als er unter den Fittichen Stefan Raabs beim Eurovision Song Contest 2004 antrat und den achten Platz belegte, ist mit Grubinger befreundet. Außerdem hat er an Grubingers App „MyGroove“, mit der Menschen das Musizieren beigebracht werden soll, mitgewirkt.
Bei Grubingers SHMF-Abschiedskonzert gibt Mutzke über den Abend verteilt gleich mehrere Stücke gemeinsam mit dem Percussive Planet Ensemble zum Besten und schafft es dabei sogar, das Publikum zum Mitsingen zu animieren.
Abgesehen von all dem ist es ein klassisches Grubinger-Konzert: Er und seine Kollegen verausgaben sich an den verschiedenen Schlaginstrumenten bis an den Rand der Erschöpfung mit atemberaubenden Stücken und Soli. Wann immer dem Protagonisten des Abends etwas Luft bleibt, greift er zum Moderationsmikrofon und erklärt, was gerade gespielt wurde oder als Nächstes aufgeführt wird.
Ein Abschied auf Zeit?
Wenn man ihm dabei zuschaut und -hört, mag man nicht so recht glauben, dass zumindest ein Teil der Spielfreude auch vom Ausblick auf das Ende der Bühnenkarriere herrühren könnte. So bleibt uns nur, ihm, einem der ganz großen seiner Zunft, alles Gute für den Bühnenruhestand zu wünschen – und ein wenig darauf zu hoffen, dass ihm die Bühnenabstinenz vielleicht in ein paar Jahren doch zu fad wird.