Zweiter Weltkrieg, UFOs, Aliens, Zeitreisen – das Junge Theater bringt Kurt Vonneguts bekanntesten Roman auf die Bühne.
Schon der Untertitel „Der Kinderkreuzzug“ macht klar: Eine Komödie wird das nicht. Und doch hat Vonneguts stark autobiografisch geprägter Roman viele Stellen schwarzen Humors. 1945 saß Vonnegut als Kriegsgefangener der Deutschen in einem provisorischen Gefängnis, einem Schlachthof, und überlebte dort den verheerenden Angriff der Alliierten auf Dresden im Februar 1945.
Im Roman nimmt seine Rolle Billy Pilgrim ein. Für Billy gerät „die Zeit aus den Fugen“, und er besucht nach dem Zufallsprinzip unterschiedliche Abschnitte seines Lebens – sogar seinen eigenen Tod. Auf seinen Reisen begegnet er Außerirdischen vom Planeten Tralfamadore, die ihn entführen und zusammen mit einer irdischen Frau in einem tralfamadorischen Zoo ausstellen.
Neben dem Aussehen unterscheidet die Tralfamodrianer hauptsächlich eines von den Menschen: sie sehen in vier Dimensionen, deren Vierte die Zeit ist. Sie haben jeden Augenblick ihres Lebens bereits gesehen und können nichts ändern, aber die Zeit in jedem möglichen Moment ihres Lebens zubringen, den sie wünschen.
Wie sie springt Billy in der Zeit hin und her und erlebt verschiedene Ereignisse seines Lebens noch einmal. Dies gibt ihm ein stetes Gefühl von Lampenfieber, da er nie weiß, welcher Teil seines Lebens als nächster folgt. Er verbringt eine Zeit auf Tralfamadore, während der Ardennenoffensive des Zweiten Weltkrieges, lebt verheiratet in Amerika. Zum Zeitpunkt seines Todes hat Billy sich den tralfamadorischen Fatalismus zu eigen gemacht, der ihm seinen persönlichen Frieden verleiht.
Bei einer derart verworrenen und komplexen Handlung ist es fast schon wohltuend, dass Hannah Landes Bühne und Kostümierung in Johannes Enders Inszenierung weitestgehend unaufgeregt, fast beruhigend gehalten hat. Eine gigantische weiße Federdecke bestimmt das Bühnenbild. Langweilig wird’s für die Augen der Zuschauenden trotzdem nicht: zu viele, teils reichlich kuriose Requisiten unterstützen die Handlung.
Schauspielerisch begeistern in „Schlachthof 5“ Julian Melcher, Patricia Windhab und Lasse Wagner nicht nur bei einer wahren Tour de Force durch Billys Leben und die Jahrzehnte, sondern auch durch eine Vielzahl von Rollen – von Billys Ehefrau bis zum sterbenden Kriegskameraden. Ihnen gelingt es mit Bravour auflockernde, komische Elemente zu betonen, ohne je die schrecklichen Ereignisse der Romanvorlage selbst ins Lächerliche zu ziehen.
So entsteht eine gelungene Interpretation des literarischen Meisterwerks, die die Zuschauer:innen auf eine emotionale Reise mitnimmt und diesen Theaterabend zu einem beeindruckenden Erlebnis macht.
Weitere Aufführungen von „Schlachthof 5“ finden an zahlreichen Terminen im Februar und März statt. Tickets gibt es unter www.theater-kiel.de, telefonisch unter 0431 – 901 901 oder an den Vorverkaufsstellen des Theaters für rund 13 Euro (Schüler:innen und Student:innen: 8 Euro).